Was ist seitdem vorgefallen? Wie kann es sein, dass eine Mannschaft, die unter Interimstrainer Neitzel erst das Kämpfen (Cottbus), dann das Punkten (St.Pauli) und gegen Sandhausen auch das Spielen wieder erlernt hat, innerhalb von nur neun Tagen zuerst das Konzept (Köln) und nun auch jegliche Professionalität verloren hat?
Der VfL zeigte gegen die aus Frankfurt-Bornheim angereisten Gäste eine Nicht-Leistung, die schwer an die Partie in Aue erinnerte. Es passte nichts, aber auch gar nichts zusammen. Das derzeit größte Problem, zumindest wurde das von Coach Neitzel erkannt, ist das Zweikampfverhalten in der Defensive. Im Mittelfeld werden kaum Zweikämpfe gewonnen, ein schnelles Umschaltspiel ist folglich fast unmöglich. Die Passivität im Rückwärtsgang, schon in der Vorsaison deutlich zu erkennen, ermöglicht den Gegner viel zu viel Raum zum kombinieren, oftmals kann der VfL fast eine Minuten lang den Ball nicht für sich erobern - indiskutabel. Selbst Jonas Acquistapace, sonst noch einer der Zweikampffesteren Bochumer, lässt sich von dem durchgeführten Nichtangriffspakt anstecken und öffnete Ende erster Halbzeit dem Frankfurter Yannick Stark Tür und Tor. Vieles erinnert im Abwehrverhalten an eine Szene die über zweieinhalb Jahr zurück liegt, als Kapitän Maltritz in einem vorentscheidenden Spiel gegen den Abstieg in Köln den zum Pressing ansetztenden damaligen Rechtsverteidiger Marc Pfertzel wild gestikulierend wieder zurück auf seine Position beorderte. Das Spiel ging damals sang und klanglos verloren, der VfL stieg wenige Wochen später ab. Ein kompaktes Abwehrspiel, angeführt von einem Defensiv-Leader wie es einst Thomas Zdebel war, der auch mal zur Grätsche ansetzte und das klassische VfL-Spiel wie kein anderer in den letzten zehn Jahren verkörperte, ist nicht vorhanden.
Ein weiterer Aspekt, dass es sowohl hierarchisch als auch koordinativ nicht stimmen kann im Team ist die Tatsache, dass Michael Ortega, erst zum zweiten mal in der Startelf und bislang mehr Ergänzungsspieler als Hoffnungsträger, sofort den Inui-Job hätte übernehmen sollen, sprich sich die Bälle hinten in der Abwehr abholen und im Idealfall auch noch vorne selsbt reinschießen. Dass diese Spielstrategie zum Scheitern verurteilt sein würde war früh zu erkennen, dennoch war Ortega, der defensiv zwar ein abenteuerliches Stellungsspiel an den Tag legte und Lukas Sinkieiwicz zu einer Menge doofer Fouls zwang, ein Lichtblick im Tristen, kalten, nur gut 8.500 Zuschauer beheimatenden Bochumer Stadion.
Liefen nur hinterher: Bochumer Spieler |
Gegen den FSV erhielt Florian Brügmann mal wieder eine Chance auf der rechten Seite, konnte jedoch nicht beweisen, das niedrige Niveau Rothenbachs überbieten zu können. Der Hamburger Brügmann, von Coach Neitzel hoch geschätzt, war an diesem Abend hoffnungslos überfordert, spielerisch wie körperlich, und irrte bis zu seiner Einwechslung orientierungslos über das Feld. Auch wenn der Spieler bereits bessere Spiele absolviert hat (z.B. in Braunschweig) ist es mehr als fraglich, ob es für den Profifußball reichen wird. Trotz allem sollte der zumindest noch entwicklungsfähige Brügmann, so lange keine Alternative vorhanden ist, den Vorzug gegenüber Rothenbach erhalten, über den die Ankündigung seines Ex-Trainers Bergmann "Carsten wird dem Team gut tun" bei allem Respekt nur noch wie ein schlechter Aprilscherz zu werten ist.
Klassenunterschied in Liga 2
Bemüht und technisch versiert - taktisch verbesserungswürdig: M.Ortega |
Absolvierte wohl sein letztes Spiel für den VfL - P.Heerwagen |
+++Der nächste Blog-Eintrag, nach der Partie gegen Union Berlin (1.12.12) beinhaltet eine ausführliche Bestandsaufnahme nach der vollständig gespielten Hinrunde 12/13.+++
Glück Auf!
VfL Bochum 1848 - FSV Frankfurt 1899 1:3 (0:1)
0-1 Teixiera 21.
0-2 Kapplani 54.
0-3 Verhoek 60.
1-3 Tasaka 87.
Heerwagen - Brügmann(46.Rothenbach), Maltritz, Acquistapace, Chaftar - Sinkiewicz - Goretzka, Tasaka - Ortega - Iashvili(46.Aydin), Dedic
Torschüsse: 9 - 16
Ballbesitz(%): 57 - 43
Zweikämpfe(%): 49 - 51
Ecken: 3 - 10
Fouls: 17 - 7
Abseits: 5 - 0
Zuschauer: 8.365
Alter der eingesetzten Spieler(Jahre): 27.0 - 25.4
Zitat des Tages: "Vor zwei Wochen war noch alles gut" - J.Todt, Vorstand Sport VfL Bochum 1848
Wissenswertes
Das 1:3 gegen den FSV Frankfurt war die erste Pflichtspielniederlage gegen diesen Gegner in der langen VfL-Geschichte. Alle vier Begegnungen zuvor konnte der VfL Bochum für sich entscheiden, ja sogar gelangen alle vier Siege ohne Gegentreffer. Nur einmal verlor man zuvor gegen die Bornheimer, in einem Testspiel Anfang 2009, noch als Bundesligist.
Kurios: Der letzt Sieg des VfL gegen den FSV im Dezember 2011 kostete dem damaligen Trainer Hans-Jürgen Boysen den Job. Boysen ist mittlerweile seit wenigen Tagen in der Verantwortung beim SV Sandhausen - die Kurpfälzer entliessen nach der 2:5 Klatsche gegen den VfL Bochum ihren langjährigen Chef Gerd Dais.