Montag, 27. Mai 2013

VfL Bochum reloaded - Neururer setzt auf "Wir sind VfL"

Peter Neururer weiß was er will - und versucht gerade in Windeseile dem VfL Bochum ein neues altes Gesicht zu verpassen.

Man fühlt sich in diesen Tagen schon so etwas wie in einer Zeitmaschine als Fan des VfL Bochum. Nachdem Peter Neururer innerhalb weniger Wochen den Verein aus seinem Dornröschenschlag zum Ligaerhalt geführt hat und dann tatsächlich seinen Vertrag bis 2015 verlängern durfte, ist auch wenige Tage nach Saisonende der Weg vorgegeben, den Neururer mit seinem VfL in Zukunft gehen will: Den "Gemeinsam sind wir stark"- Weg, den Weg "Wir sind VfL".

"Gebt uns unseren Verein zurück" - das war vor knapp drei Jahren der Hilfeschrei vieler Fans, ja mehr oder weniger initiert von mittlerweile Co-Präsidenten Frank Goosen, nach einer Besinnung auf VfL-Tugenden, die in den Jahren zuvor, beginnend in der Koller-Zeit und in dem Abstieg 2010 gipfelnd, immer mehr entfremdet wurden. Ob damit damals ein Integrieren alter verdienter Bochumer flächendeckend auf entscheidenden Positionen im Verein gemeint war, ist nicht überliefert. Doch genau das ist heute, im Mai 2013 der Fall, und es ist wohl der einzige Weg, den VfL wieder dahin zu bringen was er einst war: Eine geschlossene Einheit auf und nebem dem Fußballplatz.

Neururer versucht konsequent ohne Inhilfenahme finanzieller Mittel die Stärken aus seinem Verein zu kitzeln. Die Fans, der wohl wichtigste Teil des Vereins, hat er in kürzester Zeit erreicht und von seiner Art, den VfL Bochum zu leiten, überzeugt. Die Mitarbeiter, die Spieler, ja auch den Aufsichtsrat schwor er zu einer Einheit zusammen, wie es wohl lange nicht mehr usus war an der Castroper Straße. Dass er diesen Weg nun auch mit menpower stärken will ist folglich der logische Schritt.

Während der Aufsichtsrat noch nach einem tauglichen Sportvorstand sucht, an dessen Suche sich Neururer angeblich nicht beteiligt, setzt Neururer mit seinen ersten Personalentscheidungen die Devise "Wir sind VfL" in die Tat um:


Mit Frank Heinemann kommt DER Bochumer Junge schlechthin zurück nach Bochum

Funny Heinemann
Neururers neuer Co-Trainer wird nämlich Frank Heinemann heißen. Der Bochumer Junge Heinemann, von 1976 bis 2011 ununterbrochen im Verein und 14 Jahre als Co-Trainer beim VfL tätig, kommt nach zwei Jahren "Ausleihe" vom Hamburger SV zum VfL Bochum zurück. Der VfL trennte sich 2011 im Rahmen einer Umstrukturierung des Jugendbereichs von Heinemann, nachdem dieser nach seiner Interimstrainertätigkeit im September/Oktober 2009 nicht mehr auf der Bochumer Bank gesessen hatte. Heinemann folgte als Co-Trainer Michael Oenning zum HSV, war auch unter Thorsten Fink zuletzt in dieser Position tätig. Nun der Schritt zurück zu seinem VfL, obwohl ihm anscheinend ein weiteres, wohl auch besser dotiertes Vertragsangebot der Hamburger vorlag.

Welcome Back, Heiko!
Auf dem Spielersektor konnte Peter Neururer auch einen alten Bekannten Willkommen heißen: Heiko Butscher, dem einst Neururer den Weg in den Profifußball geebnet hatte, obwohl er nie unter Neururer trainiert hat (Neururer verpflichtete Butscher vor seinem Abschied aus Bochum 2005), kehrt nach sechs Jahren Abstinenz zurück "anne Castroper". Butscher, der mit 25 relativ spät sein Debut im Profifußball feiern durfte, spielte von 2005-2007 in Bochum, wurde dann vom weniger glücklichen Mergim Mavraj abgelöst und zog nach Freiburg weiter. Dort stieg er als Kapitän 2009 in die Bundesliga auf, dies gelang ihm 2012 erneut mit Eintracht Frankfurt. Der Defensivspezialist und Führungsspieler trägt den VfL im Herzen, den Wechsel zurück zu Bochum ermöglichte auch die Anstellung seiner Frau Maren am Landesgericht Bochum.

Des weiteren verlängern mit Slawo Freier (33) und Patrick Fabian (25) zwei weitere Ur-Bochumer ihren Vertrag um ein Jahr.

C.Dabrowski
Und auch für Christoph Dabrowski (34) wird eine interne Stelle gesucht: Dass es für den Ex-Kapitän, der, das wird immer schnell vergessen, in erfolgreicheren Bundesliga-Jahren die Knochen für den VfL hingehalten hat und sogar vom geschassten Ex-Coach Heiko Herrlich als "Vorzeige-Profi" bezeichnet wurde, leider nicht mehr für den Profifußball reicht wurde in den letzten beiden Spielzeiten immer deutlicher. Seine letzten großen Spiele waren die Relegationsspiele gegen Mönchengladbach, als Dabrowski nochmal auf höchstem Niveau gegen Champions-League-Finalspieler wie Reus oder Dante seinen VfL anführte. Ein Job als Nachwuchstrainer, der ja auch Marcel Maltritz in Aussicht gestellt wird - beide arbeiten bereits seit längerem an ihrem Trainerschein - könnte hier für beide Parteien eine ausgezeichnete Lösung darstellen.

Mats Hummels verletzte Dabrowski im März 2008 beim 3:3 gegen Dortmund schwer
Neben diesen Personalentscheidungen, denen noch viele folgen werden, wird mit Felix Bastians (25) höchstwahrscheinlich ein weiterer Ex-VfLer ab Sommer für den VfL auflaufen. Der gebürtige Wattenscheider Bastians, soll für die linke Außenbahn kommen und den kniegschädigten Michael Lumb ersetzen. Bastians, einst mit Butscher in Freiburg aktiv und in der Jugend nach England gewechselt, kommt von Hertha BSC Berlin, wo seine Karriere in den letzten eineinhalb Jahren etwas ins Stocken geraten ist. Aber genau deshalb tut sich hier die Chance für Neururer und den VfL auf.


Es wird "spannend" sein, den BOCHUMER Weg weiter verfolgen zu dürfen. Die ersten Personalentscheidungen sind in sich stimmig und machen Hoffnung auf mehr. Dass sich nach den etlichen Transferflops von Jens Todt aus dem Niedersächsischen Flachland oder der Georgischen Wildnis etwas ändern müsste war klar - der Gedanke, die Spieler wieder mehr über die emotionale Verbundenheit dem Verein gegenüber zu scouten macht durchaus Sinn. Denn die Leistungsträger der jüngeren Vergangenheit waren nicht die zugekauften Spieler, sondern die, die das VfL-Logo nicht erst seit gestern auf dem Trikot trugen. Es wäre nicht verkehrt, mehr Luthes, Aydins, Goretzkas, Rzatkowskis, Freiers, Maltritz' oder auch Kramers zu haben. Letzter war zwar kein "gebürtiger" VfLer, doch hat er sich mit seiner Art zu spielen zu einem gemacht und vielleicht trotz seinem Abgangs den Weg für kommende Generationen vorgegeben! Dass Kramer nun die kommenden Jahre für Borussia Mönchengladbach auflaufen wird sei ihm verziehen - er selbst hätte ja Benfica Lissabon vorgezogen, das Leverkusener Veto jedoch machte seinen Traum zu nichte.


Glück Auf!
 
Alte, neue Innenverteidigung: Malte-Butscher

Freitag, 24. Mai 2013

Relegation - Wieso ein Abstieg Hoffenheims für den Fußball so wichtig wäre

Während ganz Fußball-Deutschland, und auch teile Deutschlands, die in den weniger entscheidenden Fußballmonaten eher weniger mit dem Fußball am Hut hat, in diesen Tagen nach Wembley/London blickt, finden in Deutschland für vier Vereine die wohl wichtigsten wie auch unnötigsten Spiele des Jahres statt: Es ist wieder mal RELEGATION.

Relegation - dieser unfaire Wettbewerb zweier klassenverschiedener Mannschaften gegeneinander, bei dem das Ergebnis einer ganzen Saison als Spieleinsatz herhalten muss, und bei dem immer ein Teilnehmer am Ende auf der Strecke bleibt. Seit 2009 wieder im Programm der DFL aufgenommen, ganz einfach aus finanziellen Gründen, weil sich eben zwei als "Schicksalsspiele" titulierte Begegnungen ziemlich nett vermarkten lassen. Nicht umsonst lautet ja die offziele Bezeichnung dieses Bewerbs: "Relegation - Die Entscheidung". Dass freilich "Spannung" als Hauptargument für die Wiedereinführung der Relegationsspiele herhalten musste verwundert da kaum, für den neutralen Fußballfan, der wohl auch am Samstag das Treiben in Wembley beobachten wird, mag das sogar zutreffen.

Dass ausgerechnet Hoffenheim, das gehypte Fußball-Projekt aus dem Hause SAP, in diesem Jahr die Rettung über die Relegation betreiben darf, ist wohl Ironie des Schicksals. Da Borussia Dortmund es am Wochenende verpasst hat, den Dorfverein nach nur fünf Jahren in der Bundesliga wieder in das Unterhaus zu schicken, dürfen die Kraichgauer gegen den Traditionsclub Kaiserslautern trotz einer desaströsen Saison auf den Klassenverbleib hoffen. Und hier liegt das Problem: So groß die Unterschiede, besonders im finanziellen Bereich, zwischen Bundesligisten und Zweitligisten auch sein mögen, war er nie größer wie in dieser Begegnung. Dass die finanziellen Rahmenbedingungen Hoffenheims nichts mit denen eines Zweitligisten vergleich bar sind ist allseits bekannt, dass sie sich gegen Zweitligisten behaupten dürfen somit doppelt ungerecht.

Könnten wie Gladbach von der Relegation eklatant profitieren: 1899 Hoffenheim



Die Liga klafft auseinander


Die Bundesliga strahlt derzeit so stark wie nie: Zwei Deutsche Teams begegnen sich vollkommen verdient im Champions League Finale, ein vor Jahren unvorstellbares Szenario. Die Liga boomt, das Produkt Bundesliga ist auf der ganzen Welt heiß begehrt, der Nationalmannschaft geht es gut wie lange nicht. Trotzdem lauert im Hintergrund eine große Gefahr: Das Jahrelang Plus der Liga, die intere Wettbewerbsfähigkeit, droht verloren zu gehen. Viele Verantwortliche scheinen das Problem der "spanischen Verhältnisse" erkannt zu haben - die Spanne innerhalb der Liga klaffte noch nie so weit auseinander wie in dieser Saison. Der Meister Bayern München holte 70 Punkte mehr als der letzte Fürth - eine Punktzahl, mit der man in vergangenen Jahren hätte Meister werden können. Auch Dortmund scheint dem Rest zu enteilen, während im Abstiegskampf ein Schneckenrennen um den Klassenerhalt stattfindet. So kann es auch sein, dass eine Mannschaft wie Hoffenheim, die mehrere eklatante Pleiten in dieser Spielzeit hat hinnehmen müssen, sogar die Liga hält - natürlich nur dank der Relegation - und dann im Folgejahr weiter in der finanziellen Wohlfühloase Bundesliga vor sich hin vergetieren wird.


Die Bundesliga braucht drei Aufsteiger!


Die Bundesliga verliert mit Düsseldorf und Fürth dieses Jahr wohl nur zwei Mannschaften, zwei Vereine, die erst im Vorjahr den Aufstieg in die Bundesliga feiern durften. Speziell Fürth überrante im Vorjahr die 2.Bundesliga, dominierte wie selten zuvor eine Mannschaft diese Spielklasse. Und ging in der Bundesliga gnadenlos baden. Die Bundesliga läuft derzeit große Gefahr, der Zweiten Liga zu enteilen. Es wird für Aufsteiger immer schwieriger sich in der Bundesliga zu etablieren bzw. überhaupt mithalten zu können. Diese traurige Entwicklung, die durch die extrem unterschiedlichen finanziellen Möglichkeiten zwischen Erster und Zweiter Liga begründet sind, wird durch die Relegationsspiele bestärkt. Die Relegation verhindert bei normalem Verlauf einen dritten Absteiger, sodass nur noch zwei Teams nach einer langen Fußballsaison "ausgetauscht" werden müssen. Die 16 anderen Vereine können sich festspielen, die Vorteile der Bundesliga genießen, und ein Fundament aufbauen, gegen das ein Zweitligist dauerhauft chancenlos ist. Stefan Kuntz, Vorstands-Vorsitzender des 1.FC Kaiserslautern und ehemaliger Vorstand des VfL Bochum erklärte einst, beim letzten Aufstieg der Pfälzer 2010, dass es vier Jahre Bundesliga benötigen würde, um den FCK auf die wirtschaftliche Stufe zu stellen, auf der er bei seinem Abschied aus Bochum mit dem VfL stand (2008). Es wurden nur zwei Jahre Bundesliga, es folgte 2012 der deutliche Abstieg. Schafft Kaiserslautern dieses Jahr nicht den Wiederaufstieg wird auch der "Betze" harten Zeiten in Liga2 entgegenblicken müssen...


Spanische Verhältnisse könnten verhindert werden

Es muss, nicht nur aus Sicht des Zweitligisten, auch aus Sicht der Erhaltung der Chancengleichheit bzw. Wettbewerbsfähigkeit der Bundesligavereine untereinander dringend wieder auf das alte System mit drei Aufsteigern umgestellt werden! Das bedeutet eine Abschaffung der Relegation. Die Gefahr der Etablierung von 16 Vereinen auf ihren jeweiligen Leistungsniveau bedroht die Spannung, ja auch das Niveau der Bundesliga. Findet kein Austausch zwischen den Ligen mehr statt, beziehungsweise nur noch sehr reduziert und auf die selben Vereine beschränkt, wird die Liga, ja auch der DFB-Nachwuchs an Klasse verlieren. Langeweile, ja auch Desinteresse an der Prozedur Bundesliga könnte eintreten, dem gilt es entgegen zu steuern.
Der klassische Abstieg: Hart aber ehrlich (Düsseldorf 2013)

Aus diesen Gründen wäre ein Abstieg Hoffenheims für die Liga so wichtig - denn man stelle sich vor, wie z.B. Sensationsaufsteiger Eintracht Braunschweig, neben dem SC Freiburg der einzige Underdog der Liga, überhaupt nur den Hauch einer Chance auf den Klassenverbleib haben soll, wenn man nur zusammen mit der Übermacht aus der Haupstadt, Hertha BSC, neu in die Liga eintritt und somit mit der Aufgabe vertraut wird, zumindest zwei seit Jahren etablierte Erstligisten hinter sich lassen zu müssen, um über eben jene Relegation überhaupt die Chance zu haben ein zweites Jahr im noblen Bundesliga-Oberhaus verbringen zu dürfen? Die Chancen für Braunschweig stünden bei einem zweiten Mitaufsteiger schon doppelt so gut.

Viel Erfolg Eintracht, viel Erfolg Bundesliga!


GEGEN RELEGATION!


Glück Auf!


Die bislang bitterste Stunde der Relegation: Die Ausschreitung von Düsseldorf 2012


Sonntag, 19. Mai 2013

Saison beendet - Klasse gehalten - Nach der Erleichterung folgt der Blick nach vorne

Aus.

Endlich.

Endlich hat diese Horror-Saison ein Ende gefunden. Die Klasse wurde ja bereits am letzten Wochenende in Frankfurt gehalten. Oder eigentlich schon bem Saisonhighlight, dem 2:1-Sieg gegen Köln acht Tage zuvor.


Ja, das Spiel gegen Köln, mittlerweile auch schon wieder 15 Tage alt, das war so ein Spiel, nachdem man sich in Bochum seit Jahren gesehnt hatte: Ein vollkommen ausverkauftes Bochumer Stadion, Stimmung wie in besten Zeiten, dazu noch ein Sieg gegen den in der Vergangenheit fast immer übermächtigen FC Köln. Dieser Tag war vielleicht der Lohn für monatelanges Leiden und etlichen Heimniederlagen. Nach diesem ersten Mai-Samstag erlebte die Euphorie, die Peter Neururer nach Bochum gebracht und dem Verein letztlich das Überleben gesichert hat, seinen absoluten Höhepunkt. Neururer hat den Verein mit einer Vier-Sieges-Serie vor dem Abgrund bewahrt, hat eine mit vielen Schwächen belegte Mannschaft endlich in die Spur gebracht, auch dazu, einmal am Stück zu punkten. Dass die beiden abschließenden Saisonspiele unglücklich verloren wurden ist natürlich ärgerlich, fiel aber durch das intensive Punkten nach Neururers Amtsantritt nicht mehr ins Gewicht. Auch die finale Pleite gegen Union Berlin änderte z.B. nichts mehr an einem besseren Abschneiden in der TV-Tabelle.

Es war zweifellos ein verrücktes Saisonfinish. Anfang April schien in Bochum alles zusammenbrechen. Innerhalb kürzester Zeit hat der Bochumer Aufsichtsrat mit der Installation Peter Neururers voll ins Schwarze getroffen. All das ist noch keine sechs Wochen her, doch die Intensivität dieser Zeit, auch verbunden mit der viel stärkeren Präsenz, die der VfL Bochum wieder in der bundesweiten Medienlandschaft einnimmt, lässt diese Saisonphase viel länger wirken. Was auch daran liegen mag, dass Peter Neururer ja keine neue Person in Bochum war, sondern allen bestens bekannt. Man fühlte sich wieder ein bisschen in die Vergangenheit, in bessere Zeiten zurückversetzt.

Erweckte den VfL wieder zum Leben: Peter Neuruer

Das Jahr in Bochum hat viele Opfer gefunden: Während Neururer in guter Laune und mit größtem Optimismus den Verein aus der Versenkung holte, waren seine Vorgänge Karsten Neitzel, Jens Todt und Andreas Bergmann allzuoft aufgrund von etlichen Misserfolgen deprimiert vom Platz gestrichen. Fazit nach Saisonende: Es hat einfach nicht gepasst. Die Verantwortlichen, allen voran Jens Todt, gerieten immer mehr in eine Negativspirale, aus der der Aufsichtsrat sie befreien musste. Auch die Trainer, Karsten Neitzel zeigte gewiss positive Ansätze, konnten der Mannschaft und dem Verein aber nie die Perspektiven aufzeigen, die es benötigt hätte, um gemeinsam eine erfolgreiche Saison spielen zu können. Deshalb musste der Aufstichtsrat Anfang April alles auf die Karte Neururer setzen, der auf diese Gelegenheit seit Jahren gewartet hatte und mit enormer Energie und Akribie das versuchte gut zu machen, was über Jahre hinweg versäumt bzw. kaputt gemacht worden ist. Peter Neururer war schon während seiner ersten Amtszeit ein Glücksfall für den Verein, doch war/kann er diesmal noch ein größerer sein/werden.

Kann werden? Wird! Auch wenn bis dato noch kein Vertrag unterzeichnet wurde: Peter Neururer wird auch in den kommenden beiden Spielzeiten Trainer des VfL Bochum sein. Neururer sprüht vor Angriffslust und Ideen, will dem VfL wieder ein Gesicht und Perspektiven geben. Und: Wer kann das besser als Peter Neururer? Wohl niemand.
Zudem gibt es auch niemand anderen. Die Position des Sportvorstands ist nach wie vor vakant, doch hinter den Kulissen hat Neururer bereits die Planung für die kommende Saison vorangetrieben. Wie in Bochum zumeist der Fall liegt dabei auch in diesem Sommer das Hauptaugenmerk auf der Kaderplanung, da den VfL wieder etliche Spieler verlassen werden/müssen.


Emotionaler Abschied Kramers


Damit wurde nach dem Abpfiff gegen Union Berlin begonnen: Die Spieler Zlatko Dedic, Philipp Heerwagen, Manuel Ortega, Alexander Iashvili, Marc Rzatkowski und leider auch Christoph Kramer wurden mit einem Bochumer Spezialtäten-Korb verabschiedet. Besonders der Abschied Kramers schmerzt: Der Leihspieler von Bayer Leverkusen hat bis zuletzt seine Verbundenheit mit dem VfL bekundet, sich letzten Endes aber der großen Karriereaussichten und des Vetos Bayer Leverkusens beugen müssen. Kramer wird entweder zum SC Freiburg weiterverliehen oder Kramer darf sogar den großen Schritt zu einem internationalen Top-Klub wagen: Benfica Lissabon und Inter Mailand wollen Kramer verpflichten. Gut möglich, dass ein Teamplayer wie Kramer, der gegen Union Berlin nochmal mit Einsatz und fußballerischer Leidenschaft brillierte, in einer Top-Mannschaft seine Stärken noch viel besser zur Geltung bringen kann. Und nach Bochum darf er auch gerne wieder heimkommen! Wenngleich das wohl erst in gut zehn Jahren passieren könnte...

Emotionaler Abschied - aber er konnte nicht bleiben: Christoph "Zinedine" Kramer

Viele offene Fragen also beim VfL Bochum und keine Zeit sich nach der Anspannung der vergangenen Monate entspannt zurückzulehnen. Sehr viele Entscheidungen müssen in den kommenden Tagen/Wochen an der Castroper Straße getroffen werden, die Hoffnung, dass man dabei glücklicher agiert als in den vergangenen Jahren ist auch durch Neururer gegeben. Die Fans jedenfalls, hat der Verein wieder auf seine Seite gezogen. Und wie schön wäre es denn, wenn ein neuer VfL mit Trainer Peter Neururer ab Juli vor ähnlich großem Publikum wie zuletzt wieder genau so erfrischend aufspielt wie bei diesem so umjubelten Sieg gegen den 1.FC Köln........?

Alles ist möglich!


Glück Auf!


Zitat der Woche:

"Was ist der Unterschied zwischen Gott und Peter Neururer? Gott schickt seinen Stellvertreter, Pedda kommt selbst."
          F.Goosen, Aufsichtsratsmitglied des VfL Bochum
                                        


Samstag, 4. Mai 2013

16 Ecken, 32 Torschüsse, nur 1 Tor: Bochums Sieg der Nerven in Sandhausen - Samstag Großkampftag gegen Köln

3 Spiele, 9 Punkte, 6:0 Tore - Peter Neururer hat den VfL Bochum stabilisiert, aus einer mit vielen Schwächen zu kämpfenden Mannschaft die Stärken herausgekitzelt, und auch das nötige Glück zurück gebracht nach Bochum, dort, wo es seit Jahren wenig zu Lachen gab: Und dennoch: Die Klasse ist längst noch nicht gesichert, das leichte Restprogramm der Hauptkonkurrenten Aue und Dresden lässt keinen weiteren Leistungseinbruch zu. 40, vielleicht sogar 41 Punkte könnten in dieser Saison notwendig sein, um die Relegationsspiele gegen einen starken Drittligisten, womöglich aus NRW, zu vermeiden.

In Sandhausen - gottlob man brachte die Punkte mit nach Bochum - hätte man sein mageres Torverhältnis deutlich aufbessern können. Mehrfach rannten die Bochumer auf das Sandhäuser Tor zu, allein 16 Torschüsse in den ersten 25 Minuten der zweiten Halbzeit registrierten die Statistiker. Ein Tor sprang dabei nicht heraus. Bayern München hätte in ihrer derzeitigen Gier Sandhausen wohl zweitstellig abgefertigt, der VfL zitterte sich letztlich trotz deutlicher fußballerischer Überlegenheit zu einem knappen Auswärtssieg. Und dennoch: Der Aufwärtstrend ist unübersehbar:



Neururer verzweifelte an der Abschlussschwäche seines Teams
26.000 Zuschauer gegen St.Pauli, mehr als 1.000 Bochumer bei Peters Gebursttagsparty in Sandhausen, dem fußballerischen Kaff nahe der Walldorfer SAP-Zentrale gelegen, ausverkauftes Stadion gegen Köln, knapp 3.000 erwartete Auswärtsfahrer nach Frankfurt - und wohl nochmal volle Hütte zum Saisonabschluss gegen Berlin - diese Zahlen gehen für Freunde des VfL Bochum runter wie Öl. Der VfL Bochum beweist in diesen Tagen, dass er mehr bieten kann als traurig-tristen Zweitliga-Alltag ohne Aussicht auf sportliche Erfolge oder begeisternde Stadionbesuche. Diese schlagartige Entwicklung, die natürlich hauptsächlich auf Peter Neururers Begeisterungsfähigkeit, seinen Enthusiasmus, zurückzuführen ist, kann die Rettung für den Verein darstellen: Denn: Neben der überlebenswichtigen Tatsache Klassenerhalt muss auch weiter gedacht werden: Auf Jahre gesehen hätte der VfL bei einem 10.000er Zuschauerschnitt nicht existieren können. Gelingt es, den unbeschreiblichen Aufschwung der vergangenen drei Wochen in die nächste Saison zu retten, und wöchentlich mehr als 20.000 Fans ins Stadion zu locken, hat der Verein auch finanziell wieder eine Perspektive, im Profifußball neu durchzustarten.

Der Verein, die Stadt, auch die Poltik in Bochum durchlebt keine einfache Zeit: Nach Nokias Abzug 2008 verlässt Opel die Ruhrstadt nun endgültig 2014. Das im Ruhrpott schwer verbreitete Problem der strukturellen Arbeitslosigkeit, die in anderen Revier-Städten wie Gelsenkirchen noch viel stärker ausgeprägt ist, droht auch Bochum noch weiter zu treffen. Durch Opel verliert man gut 3.000 Arbeitsplätze - und eine Vielzahl derer, die mit Opel zu tun hatten.
Dass zudem die Bochumer Stadtwerke, niemand geringerer als der Hauptgönner des Vereins, durch die Skandale rund um die Gastredner-Honorare bei den "Atrium-Gesprächen" seit längerem mit herber Kritik aus der Bevölkerung zu kämpfen haben und das Sponsoring, besonders auch den VfL betreffend, kürzen wollen, passt in dieser Negativspirale wie die Faust aufs Auge.

Der VfL lebt in diesen Tagen als Identifikationsfigur Bochums wieder neu auf, am heutigen Samstag gegen den 1.FC Köln kann ein großes Spiel erwartet werden. Ein Zweitligaspiel, dass es hoffentlich im nächsten Jahr erneut zu sehen geben wird, denn der VfL will sich mit einem Heimsieg weiter von den Abstiegsplätzen frei schwimmen und somit gleichzeitig Köln die letzten vagen Hoffnungen auf den direkten Bundesliga-Wiederaufstieg nehmen.

Aydin fehlt erneut

Nach zuletzt vier Startelfeinsätzen en suite muss Peter Neururer diesmal erstmals seine Siegformation der letzten Wochen umbauen und Top-Stürmer Mirkan Aydin ersetzen. Bochums Hoffnungsträger im Angriff hat weiterhin mit Nachwehen seiner Wadenbeinverletzung zu kämpfen, könnte aber in den beiden finalen Saisonspielen nochmal zum Einsatz kommen. Wer Aydin ersetzen wird ist noch offen. Neben Michael Delura könnte auch Yusuke Tasaka eine Option für die Zentrale Angriffsposition darstellen. Kevin Scheidhauer und Nika Gelashvili sind derzeit komplett außen vor und werden wohl auch in naher Zukunft keine Alternativen für Neururer darstellen.


Glück Auf!


SV Sandhausen 1916 - VfL Bochum 1848   0:1 (0:1)

0-1 Maltritz 41.


Luthe - Freier, Maltritz, Acquistapace, Lumb - Kramer, Goretzka - Tasaka(81.Chaftar), Rzatkowski(75.Toski) - Aydin(69.Delura), Dedic


Torschüsse:        12 - 32
Ballbesitz(%):     52 - 48
Zweikämpfe(%): 44 - 56
Ecken:                  4 - 16
Flanken:              12 - 22

Zuschauer: 4.400



+++ Funfact +++

Der VfL weist gegen den 1.FC Köln eine desaströse Bundesligabilanz auf, auf die nicht näher eingegangen werden möchte: Aber: Unter Trainer Neururer gewann der VfL beide bislang ausgetragenen Spiele gegen Köln, ja auch der bislang einzige Bochumer Auswärtssieg in Köln geht auf das Konto Neururers, damals im Frühjahr 2004, als Dariusz Wosz und Frank Fahrenhorst beim 2-1 Auswärtssieg im nagelneuen Rhein-Energie-Stadion den "Kölner-Fluch" besiegten. Torschütze für Köln damals: Lukas Podolski.


Das bis dato letzte Heimspiel gegen Köln endete im November 2009 trist 0:0. Hier im Bild: Roman Prokoph und Milivoje Novakovic