Der VfL Bochum erlebt derzeit die wohl „spannendste“
Sommerpause seit einigen Jahren. Etliche neue Spieler binden sich an den VfL
während zugleich fast eine ganze Mannschaft den Verein verlässt. Viel zu tun
also für Sportvorstand Jens Todt, der im ersten Teil des Umbruchs (der zweite
wird folgenden Sommer erfolgen) langjährige Versäumnisse so gut es geht
auszubessern versucht.
Nicht unbedingt gelegen kamen dabei die erheblichen Lizenzprobleme,
deren genauen Auswirkungen nur zu erahnen sind. Finanzvorstand Ansgar Schwenken
konnte bis Ende Mai in Zusammenarbeit mit der Sparkasse Bochum, Sponsoren und
privaten Geldgebern das Finanzleck vorerst stopfen, welche Zugeständnisse er
dabei machen musste um das immer noch fehlende Geld des Sestaks Abgangs
auszugleichen, wird sich erst in der Zukunft herausstellen. Laut Schwenken ist
man jedoch nicht gezwungen, sofortige Transfererlöse zum Ausgleich der Kredite
zu erzielen.
Dennoch: Der VfL Bochum wird die Saison 2012/13 in der
2.Fußball-Bundesliga bestreiten. Und dass dies erfolgreicher der Fall sein wird als
zuletzt, ist ein Muss. Der Kaderumbruch wird hierbei einen gewichtigen Anteil
beitragen.
Schon nach dem gesicherten Klassenerhalt und vor dem letzten
Saisonspiel in Aue, dessen Ausgang bewusst verschwiegen werden möchte, konnte
der VfL mit Sören Bertram(21) und Mounir Chaftar(26) seine ersten beiden
Neuzugänge für die kommende Saison bekannt geben.
Seither sind viele weitere Personalien hinzugekommen, der
Stand sieht wie folgt aus:
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Ciao Giova! |
Die Verträge von Björn Kopplin(23), Mimoun Azaouagh(29),
Oguzhan Kefkir(21), Giovanni Federico(31), Philipp Bönig(32) und Matias
Concha(32) wurden nicht mehr verlängert. Azaouagh und Federico erhielten neue
Vertragsangebote, entschieden sich jedoch gegen den VfL. Bei Azaouagh spielten
die finanziellen Einbußen die entscheidende Rolle, der hervorragende Fußballer versucht sein Glück ab sofort bei Stefan Kuntz in Kaiserslautern.
Federico hingegen konnte sich aus privaten Gründen nicht für den VfL
entscheiden sodass die Bochumer ihr Angebot zurückziehen mussten. Der
Italo-Hagener wird wohl seine Karriere beenden. Eine Karriere, die gemessen an
den Fähigkeiten des Torjägers, viel zu früh und erfolglos zu Ende gehen wird. Kopplin
wechselt zu Union Berlin, Kefkir nach Aachen. Die Außenverteidiger Bönig und
Concha befinden sich noch auf Vereins-/Karrieresuche.
Einen weiteren Spieler, dessen Vertrag auslief, hätte man
noch weitaus lieber gehalten – doch bei Daniel Ginczek(21) spielten die
Dortmunder nicht mit. Der einjährige Leihvertrag konnte nicht verlängert
werden, der talentierte, wenngleich nicht überragende Stürmer, spielt im
nächsten Jahr als Angreifer für den FC St.Pauli gegen den VfL.
Neben den ganzen Abgängen, teils auch prominenter Spieler, geisterte
lange Zeit das Gerücht des Wechsels von Stammkeeper Andreas Luthe(25) durch
Bochum. Luthe, der wohl auch als nächstjähriger Kapitän im Gespräch ist, sollte
bei Werder Bremen Tim Wiese ersetzen. In letzter Zeit ist das Gerücht zum Glück
abgekühlt, Werder verpflichtete Keeper Raphael Wolf aus Kapfenberg, Luthe wird aller Voraussicht nach in
Bochum bleiben! Und das, obwohl sich Luthe mit Werder bereits einig war. Eine
Absage Jens Todts an Bremen lässt die wichtigste Personalie des Sommers weiter
in blau-weiß auflaufen. Trotzdem: Genauso wichtig wie die klare Absage an
Bremen ist die nun anstehende Vertragsverlängerung mit dem Publikumsliebling.
Den bis 2013 datierte Vertrag will der VfL nun frühzeitig langfristig
verlängern.
Eine weitere positive Nachricht war der unerwartete Transfer
Denis‘ Bergers zu Absteiger Rostock. Der Österreicher, der sich als Flop
herausstellte und in Bochum oftmals als „Occean-B-Lösung“ angesehen wurde
versucht sich nun wieder unter Ex-Coach Wolfgang Wolf.
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Florian Brügmann |
Berger machte somit auch Platz für frisches Blut. Jeder
Kaderplatz, den man bereits jetzt neu besetzen kann, bietet den finanziell klammen
Bochumer eine neue Chance. Und die „Chancen“, die zum VfL wechseln, sind
allesamt „spannend“: Florian Brügmann(21), Rechtsverteidiger, kommt wie Sören
Bertram vom Hamburger SV nach Bochum. Der schnelle Hamburger wird sich in der
Abwehr mit dem zehn Jahre Älteren Carsten Rothenbach (FC St.Pauli) um den
Stammplatz streiten. Rothenbach nahm das Vertragsangebot der Hamburger nicht an
und verlässt wie so viele Stammkräfte das Pauli-Schiff. Wenig überraschend,
dass hier Andreas Bergmann zuschlug, war er schließlich lange Jahre Rothenbachs
Trainer in Pauli und Karlsruhe. Beide Rechtsverteidiger unterschrieben bis
2014.
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Carsten Rothenbach |
Neben den beiden Rückkehrern Marc Rzatkowski(22), ausgeliehen an Bielefeld, Zlatko Dedic(27), ausgeliehen an Dresden, und Philipp Heerwagen(29), die stand heute wohl beide beim VfL bleiben
werden, wenngleich Dedic und Heerwagen freilich noch einen nett dotierten Bundesliga-Vertrag
in der Tasche haben, verstärkte sich der VfL auch extern für die Offensive: Kevin
Scheidhauer(20) wird für vorerst zwei Jahre vom VfL Wolfsburg ausgeliehen, und zuletzt
sicherte man sich auch noch die Dienste eines alten Bekannten aus der
Bundesliga: Alexander Iashvili(34) wird für ein Jahr in Bochum anheuern,
nachdem er mit Karlsruhe in der Relegation an Jahn Regensburg gescheitert ist.
Die berechtigte Frage: Warum Iashvili? Sticht er nicht komplett aus dem Raster
heraus?
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Kevin Scheidhauer |
Der Transfers des Georgiers, der seit 1997 in Deutschland
spielt und Jahr für Jahr Stammspieler in Freiburg und später Karlsruhe war, mag
auf den ersten Blick nicht ins Konzept passen, überrascht aber auch nicht.
Iashvili, der in der Abstiegssaison nicht unerwähnenswerte 15 Scorerpunkte für
den KSC leistete, steht noch voll im Saft und kann dem VfL in mehreren Dingen
sofort helfen. Einerseits als Spieler, der von Anfang an oder als
Einwechselspieler in der 2.Liga zur absoluten Elite zählt, zugleich mit seiner
Erfahrung und Führunsstärke Giovanni Federico ersetzen kann und schließlich
eine große Hilfe bei der Integration von Sturmpartner Nika Gelashvili sein wird.
Iashvili betonte, dass ihm längerfristig und vor allem finanziell besser
entlohnte Angebote vorlagen, er aber bewusst seine Entscheidung für seine
Aufgabe beim VfL getroffen habe.
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Alexander Iasvhili |
Die positive Punkte überwiegen somit beim bisherigen „Königstransfer“
– trüben kann die Stimmung aber ein anstehender Abgang Takashi Inuis.
Wenngleich die Transferperiode noch sehr lange andauern und den VfL-Fans
wohl auch noch im Juli/August wie gewöhnlich die ein oder andere Horror-Nachricht
ins Haus flattern wird, scheint der Abgang Takashi Inuis leider nur noch eine
Frage von Tagen zu sein.
So gerne man den Japaner halten würde und so oft man betont
hat, man müsse keinen Spieler unter Wert verkaufen, wird Inui den Weg zur
Frankfurter Eintracht finden. Von den vier Millionen Euro, die Galatasaray
Istanbul einst geboten haben soll, ist leider nicht mehr viel zu hören. Eher
deutet die Ablösesumme auf einen Wert von unter zwei Millionen Euro hin. Freilich
viel zu wenig Geld für einen Spieler seines Niveaus, der auch als Bochumer
Spieler in vielleicht schon einem halben Jahr ein vielfaches dessen Wert sein
könnte – nur: Niemand weiß ganz genau wie es um den Verein finanziell
bestellt ist. Leider.
Doch Spielerabgänge gehören zum Fußball dazu und die besten
Spieler werden immer den Weg zu einem anderen Klub finden, es sei denn man ist
Bayern München. Das weiß man als Bochumer gut genug und weiß es zu akzeptieren.
Schwerwiegender sind dann wieder aufkeimende Gerüchte eines Wechsels Kevin
Vogts(20) zu Retortenklub Augsburg.
Auch wenn das nur Gerüchte sein sollen, die sich hoffentlich
nicht bestätigen mögen, wäre solch ein Transfer wieder ein böser Schlag ins
Gesicht für den VfL. Auch wenn Vogt, was oft moniert wird, keine Ballannahme
eines Franck Riberys sein Eigen nennen darf, ist er mit gerade einmal 20 Jahren
schon seit längerem Stammspieler in der 2.Liga und fester Bestandteil der
Deutschen U-21 Nationalmannschaft. Zudem wurde Vogt als gebürtiger Bochumer in
letzter Zeit vermehrt in die Öffentlichkeistarbeit des Verein eingebaut und es
erweckte den Eindruch, dass er zusammen mit Top-Talent Leon Goretzka das „Testimonial“
des Vereins werden sollte.
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Bochumer Jungs: Vogt und Goretzka |
Der Verein steckt verhältnismäßig viel Geld in seine
Jugendarbeit, die in Zukunft das „Aushängeschild“ des Vereins werden soll.
Will man dann das neue Jugendkonzept mit Wahrheit füllen darf nach Ostrzolek
und der Ausleihe Rzatkowskis nicht das dritte Bochumer Talent dieser
Vorreitergeneration ziehen gelassen werden.
Die Zeiten, in den die Bochumer Talente das Gros ihrer Spieler
nur in der Jugend oder U-23 für den VfL gemacht haben müssen vorbei sein, sie
sollen Ihren Platz in der Stammelf finden. Das wurde in den letzten Jahren viel
zu oft versäumt (z.B. Gündogan, Schmidtgal) und selbst Andreas Luthe erhielt
2009 nur „im Stechen“ seinen ersten Profivertrag gegen Andreas Lengsfeld.
So verwundert es schließlich auch nicht, dass der einfache
Fan einen Kevin Vogt bei jedem zweiten Ballverlust inbrünstig auspfeift – er bekam
es ja lange Zeit nicht anders von den Verantwortlichen vorgelebt…
Wenn auch die Transferperiode noch lange andauern und der ein
oder andere Spielerwechsel noch unvermeindlich (Inui) sein wird – so rollt der
Ball doch schon in gut einer Woche wieder. Denn dann startet der VfL-Tross in
den ersten Teil seiner Vorbereitung. Nach einem Lauftrainingslager in
Willingen, an dem auch der im März am Kreuzband operierte Michael Delura
teilnehmen will, unterbricht Andreas Bergmann die Vorbereitung noch einmal für
eine Woche, ehe es dann nach dem EM-Finale wieder so richtig los geht!
Glück Auf!