Montag, 22. September 2014

Kantersieg in Bornheim

Es gab wenige Spiele in der Vergangenheit des VfL, das man so überlegen gestalten konnte wie den 5:1 Auswärtssieg am vergangenen Samstag beim Ex-Angstgegner FSV Frankfurt. Und dennoch: Trotz eklataner Überlegenheit und spielerischer Dominanz musste man als VfL-Fan angesichts einer erschreckend schwachen Chancenverwertung bis zum humorlosen 4:1 von Simon Terodde in der 79. Minute warten, bis man sich entspannt zurücklehnen durfte und die Punkte gesichert waren. Denn: So sehr sich die Spielweise und die Qualität der Mannschaft im Vergleich zu den letzten Jahren unterscheidet und Mannschaften der Qualität von Aue oder Frankfurt, die dem VfL in den letzten Jahren immer wieder erfolgreich im Weg standen, dieses Jahr wie es aussieht bislang kein Problem darstellen - zittern wird der VfL-Fan immer müssen, und besonders wenn man dem Gegner überlegen ist aber nur mit einem Remis in die Halbzeit geht...

Sturmduo Terodde Sestak
So kommen wir auch schon zum Spielverlauf: Denn wenn man ehrlich ist, hätte der Endstand von 5:1 schon zur Halbzeit auf den Anzeigetafeln im wie immer nur schwach besuchten Frankfurter Volksbankstadion stehen müssen: Gregoritsch zwei mal, Latza mit Lattenpech und auch Tasaka hätten schon abgesehen von dem unnötigen Ausgleichstreffer von Kapplani - dem besten Angriff der Frankfurter - alles klar machen können. Ja wenn man es genau nimmt, und die weiteren verballerten Chancen im zweiten Abschnitt bedenkt, als der FSV vornehmlich nur noch die Bälle ins Seitenaus pöhlte, hätte es ein zweistelliges Ergebnis werden können. Neben den vier Toren in Halbzeit zwei traf Terodde noch die Latte, Tasaka schaffte einmal das Kunststück, aus 8m frei den Torwart anzuschießen, Weis verdribbelte sich einmal aussichtsreich, und Marco Terrazzino hätte in der Schlussminute nur noch auf Terodde quer legen müssen. Und dennoch: Der 5:1 Sieg ist eine Ansage, die zweite Halbzeit gegen dann auch körperlich nicht mehr konkurrenzfähige Frankfurter war hervorragend, lediglich diverse kleinere Fehler, vor allem im taktischen Bereich, in Halbzeit eins gibt es bei diesem rundrum erfolgreichen Auswärtserfolg anzumerken. Da hatte Timo Perthel wie schon öfter etwas Probleme mit seiner riskanten Spielweise, wieder einmal konnte ihm der gegnerische Außenbahnspieler entwischen, als sich Perthel zu einer riskanten Zweikampfaktion entschied. Aber auch Perthel lernt hinzu, gewann gelb verwarnt im zweiten Durchgang all seine Zweikämpfe, spielte gegen einen abbauenden Gegner weniger riskant, und deutete diesen Phasen sein gutes Potential an, denn Tempo, Zweikampfführung und auch Kopfballspiel sind Faktoren, die Perthel mitbringt, lediglich am Defensivtiming und auch an Flanken fehlt es noch etwas am Schussstarken Neuzugang. Aber auch hier dürfte die gewonnene Spielpraxis, die Perthel im letzten Jahr genau wie Kollege Celozzi auf der anderen Seite, nicht genießen durfte, Für beider Entwicklung sprechen. Denn vom Potential bringen beide genug mit, um im ersten Drittel der Zweiten Liga mitzuspielen.

Die Shooting-Stars der erfrischenden Bochumer Mannschaft spielen dennoch derzeit etwas weiter vorne: Ab dem Mittelfeld-Duo an aufwärts, um Danny Latza und Anthony Losilla, das in den nächsten Wochen vom gewiss noch fußballtauglichen Tobias Weis ergänzt wird, können die Jungs einfach Kicken! Yusuke Tasaka blüht seit Wochen in dieser Mannschaft auf, die Angriffsreihe um Simon Terodde, Stani Sestak, und Franzl Gregoritsch überzeugt und funktioniert seit Tag eins. Denn auch wenn Simon Terodde, der im Abschluss so eiskalte Mittelstürmer, derzeit die Schlagzeilen schreibt, die Offensive des VfL ist derzeit so stark, weil sie nicht nur Simon Terodde heißt. Die Tage,
Dürfte sich als Verstärkung erweisen: Tobias Weis
als sich ein Richard Sukuta-Pasu alleine gegen die Abwehrreihen der Zweiten Liga aufreiben musste, sind zum Glück längst vorbei. Auch wenn Simon Terodde im Torabschluss über Richie zu stellen ist, seine Tore macht er auch deshalb, weil insbesondere Stani Sestak den vielleicht für den TV-Zuschauer etwas unauffälligeren Job im Angriff des VfL macht, aber derzeit im Kombinationsspiel ein ganz wichtiger Spieler des VfL ist, der seinem Mitstreiter Terodde oftmals den Weg frei macht indem der nach wie vor sehr flinke Slowake Gegenspieler bindet, so wie es die letztjährigen "Unterstützer" von Richie, mögen es der früher zwar starke Mirkan Aydin, oder vor allem Christian Tiffert eben nicht mehr konnten. Und auch Michael Gregoritsch, der Franz, der ja eigentlich auch ein Mittelstürmer ist, beim VfL aber seine Qualität auf der Linken Angriffsseite einbringt, besticht für Zweitligaverhältnisse mit Tempo, Technik und Schussstärke. Wie alle Torschützen vom Samstag konnte auch Gregoritsch mit einem sehenswerten Treffer aufzeigen. Hätte es an diesem Wochenende nicht das 83m Tor von Moritz Stoppelkamp in Paderborn gegeben - es wäre wohl ein Kopf-an-Kopf Rennen zwischen Losillas, Gregoritschs und Sestaks Treffern um das Tor des Monats September geworden. Wobei, nominiert können sie immer noch werden.


Weiter ungeschlagen bleiben

Erfolgshungrige Bochumer
Doch schon wieder kann man sich nur kurz über den bereits dritten Auswärtssieg der Saison (12:3 Auswärtstore nach drei Spielen!) freuen, denn die englische Woche bietet Punktspiele am laufenden Band. Glücklicherweise hat man bis zum Topspiel am kommenden Donnerstag gegen Fortuna Düsseldorf einen Tag Regeneration mehr als die Landeshauptstädter, die nur einen einzigen Punkt Rückstand auf den VfL aufweisen. Insgesamt ist die Tabelle, trotz der erfreulichen Führung des VfL und einem sehr respektablen Torverhältnis noch sehr eng beisammen. Die ersten acht Teams trennen lediglich zwei Punkte, nur die beiden Absteiger aus Braunschweig und vor allem Nürnberg hecheln etwas hinterher. Insofern heißt es, wie Simon Terodde nach dem Spiel so treffend auf facebook gepostet hat: "Weitermachen". Dennoch nur wenn man weiterhin ungeschlagen bleibt, womöglich die Dominanz in den Auswärtsspielen weiter prolongieren kann, sind auch ordentliche Heimauftritte, die nur zu einem Remis langen, akzeptabel. Und dennoch will die Mannschaft von Trainer Peter Neururer auch die kommenden Heimspiele gegen Düsseldorf und Nürnberg für sich entscheiden. Die Heimspiele, in denen es noch nicht ganz so rund läuft für die Bochumer, müssen natürlich gewonnen werden, will man in dieser Saison wirklich Großes Erreichen. Die Qualität dazu ist ausreichend vorhanden, jetzt liegt es auch am Trainerteam, die eigene Stärke in einem soliden Heimspielsystem auf den Rasen zu bringen. Dazu wäre vielleicht auch einmal das Erste "zu Null"-Spiel seit dem Pokalerfolg in dieser Saison von Vorteil. Die bislang sechs gefangenen Gegentore, um genau zu sein je eines pro Spiel, sind nicht besonders schlimm, zumal die Mannschaft immer in der Lage war auch selbst Tore zu erzielen und somit kein Spiel zu verlieren. Und dennoch könnte genau diese eine zu Null Spiel der Schlüssel für eine wirklich ganz besondere Saison werden!

Glück Auf!


FSV Frankfurt - VfL Bochum 1848   1:5 (1:1)

31Esser - 21Celozzi, 4Cacutalua, 19Fabian, 24Perthel - 8Losilla, 18Latza (52. 17Weis) - 10Tasaka (80. 14Zahirovic), 11Gregoritsch (62. 7Terrazzino) - 9Sestak, 22Terodde

0:1 Losilla 29.
1:1 Kapllani 41.
1:2 Gregoritsch 57.
1:3 Terodde 64.
1:4 Terodde 79.
1:5 Sestak 84.

  • Torschüsse        15 - 22
  • Ballbesitz          48 - 52
  • Zweikämpfe      55 - 45
  • Ecken                  1 - 6
  • Fouls                 10 - 19
  • Abseits               3  - 1
  • Laufstrecke  106,1 - 108,9
  • Zuschauer           5.677

22 SIMON TORODDE

Dienstag, 16. September 2014

Tendenzspiele

Ein Sieg bei Absteiger Eintracht Braunschweig, Länderspielpause, Testspielerfolg gegen Borussia Mönchengladbach, erneutes Remis im Heimspiel gegen den Karlsruher SC. 

Der VfL Bochum ist in der noch jungen, aber immerhin schon sechts Pflichtspiele alten Saison noch immer ungeschlagen, ja wurde bislang sogar nur ein einziges Testspiel in dieser Saison verloren (1:2 gegen Terek Grozny) - selbst Erstligisten wie der VfB Stuttgart, FC Schalke, VfL Wolfsburg oder Borussia Mönchengladbach haben es nicht geschafft, sei es in Pokal- oder Testspiel, den VfL zu schlagen. Ein gutes Zeichen. 
Doch ungeschlagen haben den fünften Spieltag in der 2.Bundesliga ebenfalls noch fünf weitere Mannschaften beendet, eine respektable Leistung, wenn man bedenkt, dass unter diesen Teams nicht die Top-Favoriten auf den Bundesligaaufstieg zu finden sind. Der unglückliche Relegationsverlierer Greuther Fürth sowie die beiden Bundesligaabsteiger aus Nürnberg und Braunschweig hatten nach fünf gespielten Runden schon zwei respektive drei Niderlagen einzustecken - angesichts des noch ungeschlagenen Sextetts an der Tabellenspitze eine hohe Zahl. Eine Zahl, die darauf hindeuten könnte, dass es dieses Jahr weitaus schwieriger sein kann, am Saisonende einen Aufstiegsplatz zu erreichen. Ob angesichts der starken Punkteausbeute der ersten Spieltage noch einmal 62 Punkte wie im Vorjahr dem Underdog SC Paderborn zum Bundesligaaufstieg reichen werden ist bereits Mitte September fraglich. Zum gleichen Zeitpunkt der Vorsaison waren jedenfalls nur die Spvgg Greuther Fürth mit vier Siegen und einem Remis und der spätere Dominator 1.FC Köln mit einem Sieg und vier Remis ungeschlagen. Die Kölner rangierten jedoch nach fünf Spielen nur auf Rang 10, was den schwach gestarteten Nürnbergern und Braunschweigern noch Hoffnung geben sollte auf eine erfolgreiche Restsaison. 
Der VfL Bochum steht nach seinem gelungenen Saisonstart mit 9 Punkten und einem mitreißenden Pokalerfolg, für den es bekanntermaßen keine Bonuspunkte gibt, auf Tabellenplatz fünf, gleichauf mit dem starken Gegner vom vergangenen Freitag, dem KSC, und unmittelbar hinter dem Führungsquartett um die Aufsteiger aus Leipzig und Darmstadt, sowie Kaiserslautern und Ingolstadt, die bereits 11 Punkte sammeln konnten! In der vergangenen Saison wäre der VfL mit seiner respektabelen Punkteausbeute noch auf Tabellenplatz zwei zu finden gewesen sein. 
13/14 vs 14/15

Doch trotz der bereits jetzt engen Tabellensituation übertrifft der Saisonstart bislang die Erwartungen. Zu Hause reicht es zwar gegen tief stehende Gegner bislang jeweils zu einem Unentschieden, in den Auswärtsspielen konnte aber das neue, starke Umschaltspiel des VfL voll überzeugen. So gelang der Truppe auch der Erfolg in dem von Trainer Peter Neururer ersten ausgerufenen "Tendenzspiel" von Braunschweig, was die Tabellenführung über die Länderspielpause einbrachte. 
Durch die enge Tabellensituation an der Spitze können jedoch auch das vergangene Heimspiel gegen den Karlsruher SC, sowie die anstehenden richtungsweisenden Spiele gegen den FSV Frankfurt, Fortuna Düsseldorf und den FC Heidenheim als solche "Tendenzspiele" angesehen werden.

Karlsruhe stärkster Gegner bisher 

Insofern darf man ganz zufrieden sein, dass die Partie gegen Karlsruhe nicht verloren wurde. Die Badener stellten bislang den stärksten Gegner des VfL und haben mit Manuel Torres auch einen der besten Einzelspieler der 2.Liga in ihren Reihen. Peter Neururer agierte gegen den Traditionsclub nach erfolgreichen Tests (u.a. konnte Borussia Mönchengladbach 4:2 bezwungen werden) erstmals in dieser Saison von Beginn in an in seinem favorisierten 4-3-3 System. Das System, das Neururer in seinen erfolgreichsten Bochumer Tagen vor gut zehn Jahren einüben ließ und damals die Abwehrreihen fast aller Bundesligisten durcheinanderwirbelte. Der Unterschied zum meistens präferierten 4-4-2 System besteht darin, dass die Flügelstürmer weiter vorne attackieren sollen, zudem mehr in den Strafraum eindringen können als in einem 4-4-2, und noch von einer klassischen "10" untersützt werden sollen. Für die Aufstellung bedeutete dies, dass Stanislav Sestak auf die rechte Angriffsposition ausweichen musste, und Yusuke Tasaka vom Flügel in die Zentrale gezogen wurde. An sich in der Theorie keine schlechte Option. Zumal das 4-3-3 System mit einer Doppelsechs (Latza-Losilla) ja grundsätzlich genügend Absicherung bietet. 
Doch der Gegner, von Trainer Kauczinski ideal auf den VfL eingestellt, erschwerte das nette Vorhaben des VfL deutlich. Die Karlsruher, die sich seit längerem in der Rolle des etwas tiefer stehenden Auswärtsteams gefallen, agierten zwar in der Sicht des Sky-Kommentators oder Sportschau-Moderators in ihrem nominell als recht offensiven 4-1-4-1 deklarierten System, doch stellt sich diese Aufstellung in der Realität des Auswärtsspiels etwas anders dar. Vor der Viererkette präsentierte nämlich Kauczinski wie erwartet ein von Friedhelm Funkel bestens bekanntes defensives 4-3-3, was bedeutet, dass neben dem angeblich einzigen Defensiven Mittelfeldspieler Dominik Peitz seine Nebenleute Reinhold Yabo und Gaetan Krebs eine "Triple-Sechs" bilden, sowie die Außenspieler Valentini und Torres in der Defensive das ganze zu einem 4-5-1 verwandeln lassen. Ein stabiles System, dass vor allem wenn der Gegner Fehler macht und man starke Leute im Umschalten hat, für die Zweite Liga ein Erfolgskonzept darstellen kann. Friedhelm Funkel erreicht mit dieser Spielweise vor dreieinhalb mit dem VfL die Relegation, in dem er oft die Abwehr durch eine Dreifach-Sechs zentral davor stärkte, und nur bei Gelegenheit, wenn der Gegner weit aufgerückt oder den Ball verloren hat, versucht hat über die Außen nach vorne zu gelangen. Ganz entscheidend neben Einzelkönnern wie Außenspieler Torres sind hierfür auch die Mittelfeldspieler, die enorm Laufstark, als auch Zweikampfstark sein müssen, sowie das schnelle Umschaltspiel beherrschen müssen. Mit Reinhold Yabo, dem Karlsruher Stadtrat, haben die Badener da einen, der das Spiel auf dieser Mischposition zwischen 6 und 8 ideal versteht. Er ist das Pendant zu Kevin Vogt, der unter Funkel immer wieder diese Rolle ausübte, dann aber in der Relegation leider verletzt ausfiel. Mit dem Unterschied, dass Yabo auch noch ein sehr feiner Fußballer ist, der auch mal ein eins-gegen-eins für sich entscheiden kann.
Ambitioniert und nicht so verrückt wie Büskens oder Tuchel: Markus Kauczinski
Torres trifft zum 0:1
 Der VfL, euphorisiert von Ergebnissen und Spielweise der Vorwochen, rann früh an, kam zu ersten Torchancen, und lief danach doch fast ins eigene Verderben. Das 4-3-3 System, bzw. 4-2-1-3 erwies sich defensiv als deutlich zu instabil, die Außenverteidiger um Stefano Celozzi und Timo Perthel, der spätestens mitte zweiter Halbzeit völlig die Orientierung verlor und durch Einzelaktionen die eigene Abwehr fast alleine killte, agierten immer im eins gegen eins, zu wenig Untersützung bekamen sie defensiv von den zu früh überspielten Außenstürmern. Immer wieder brach vor allem Torres mit seiner Schnelligkeit über die linke Defensivseite des VfL durch, und brachte mit seinen eigenen, zugegeben viel zu überhasteten Abschlüssen, oder Hereingaben Richtung Micanski die VfL-Abwehr um Michael Esser immer wieder in allerhöchste Not. Das erste, und glücklicherweise einzige Gegentor erzielte dann auch tatsächlich Manuel Torres, doch initiert wurde es über die andere Seite, als drei VfL-Verteidiger sich auf den ballführenden Karslruher Spielerstürzten, Linksverteidiger und Sohn von VfL-Legende Thomas Kempe, Dennis Kempe, unbeobachtet links liegen ließen, und der mit punktgenauer Flanke, durch die konfuse Bochumer Zentralabwehr hindurch, den Kopf von Manuel Torres fand (19.). 

Ohne gravierende Änderung, aber konzentrierter und "griffiger" kämpfte sich der VfL in der 2.Halbzeit zurück in die Partie. Nachdem Kapitän Patrick Fabian nach einer Kollision mit Reinhold Yabo noch vor der Halbzeit das Feld räumen musste, feierte der von Greuther Fürht ausgemusterte Malcolm Cacutalua ein schon etwas überraschendes Debüt. Der von Bayer Leverkusener ausgeliehene Innenverteidiger machte einen guten Eindruck. Dass neben Fabian auch Yabo die zweite Halbzeit nicht mehr vom Rasen aus erlebte, spielte dem VfL etwas in die Karten, da Yabo Ersatz Nazarov auf der Yabo-Position nicht die gleichwertige Ballsicherheit, Orientierung und Präsenz aufbieten konnte. Bochum versuchte jetzt schneller zu spielen, immer wieder versuchte man über Sestak oder Terrazzino das Tempo zu erhöhen, doch erst mit der Einwechslung von dem hochtalentierten, wenn auch etwas unorthodox fußballspielenden Michi Gregoritsch gelang die Wende in der Partie. Gregoritsch, sofort wieder als Antreiber aktiv, dribbelte sich mit seiner ersten Aktion durchs Mittelfeld, und leitete mit dieser starken Aktion den Ausgleich, der etwas glücklich über Umwege letzlich nach abgefälschter Flanke aus dem Halbfeld von Latza durch Yusuke Tasaka erzielt wurde (62.).
Der Techniker und Torjäger: Yusuke Tasaka
Der aufgrund der etlichen Konterchancen der Karlsruher etwas glückliche Ausgleich war insofern verdient, weil es dem VfL erneut gelang, in der zweiten Halbzeit einen Gang zu zu legen. Dennoch stand das Spiel bis zum Ende auf des Messers Schneide. Michael Esser hätte beinahe mit einem katastrophalen Abstoß, der viel zu kurz direkt auf Torres gespielt war, sich beinahe ein indirektes Abstoß-Eigentor eingefangen, er parierte jedoch den Schuss darauffolgenden Schuss von Nazarov. Auch wenn die Karlsruher bis zum Ende nicht locker liessen und in der zweiten Halbzeit vor allem den Jungen Cactutalua permanent im Aufbauspiel attackierten, was einerseits dem VfL etwas Raum im Mittelfeld brachte, jedoch auch die ein oder andere kristische Situation in der Abwehr, in der Cacutalua zwar die Nerven behielt, aber das ein oder andere mal, ebenso wie der dann fußballerisch unsichere Michael Esser, knapp am Ballverlust in der eigenen Hälfte vorbeirauschte. In den Schlussminuten blieben trotz offenem Schlagabtausch - der VfL hatte vier Spieler nach ganz vorne beordert! - die ganz großen Chancen aus, so dass es am Ende beim aus Sicht der Bochumer glücklichen, aber aufgrund des Aufwands in der zweiten Spielhälfte, nicht unverdienten Punktgewinns blieb.

Kann man oben dran bleiben?

Bis zum 28.9. stehen drei weitere Spieltage an - Englische Wochen in der 2.Bundesliga. Zuerst geht es zum ungeliebten Auswärtsspiel an den Bornheimer Hang nach Frankfurt, ehe es dann an einem Donnerstag Abend zum "Derby" gegen Fortuna Düsseldorf im rewirpowerSTADION kommt. Nur drei Tage später darf sich der VfL in Heidenheim mit dem ersten Aufsteiger der Saison messen. Entscheidende Wochen für die Bochumer, doch die Hoffnung, dass man die ungeschlagene Serie über diese Spiele hinaus halten kann, ist angesichts der bisher gezeigten Leistungen absolut gegeben. Dennoch wird man wieder erst nach diesen Spielen, besonders nach den beiden Auswärtsspielen bei den klassischen Zweitligisten wie Frankfurt und Heidenheim wissen, wo man sich in dieser Saison einordnen wird können. Denn schon im Vorjahr hat es die Mannschaft von Trainer Peter Neururer zustande gebracht, den ein oder anderen Favoriten zu besiegen, so konnte der VfL ja die Aufsteiger Köln und Paderborn in Bochum schlagen, und den Releganten Fürth im Auswärtsspiel. Die großen Punktverluste gab es gegen die Underdogs, speziell die Spiele, die im Frühherbst stattfinden lagen dem VfL in den vergangenen Jahren überhaupt nicht. Und dennoch sollte die Qualität, besonders in der Offensive, die immer für ein Tor gut ist, um Gregoritsch, Tasaka, Sestak, Terodde, dieses Jahr eben so hoch sein, dass man sich nicht mehr von einem kratzenden Gegner wie Sandhausen in einem herbstlichen Auswärtsspiel vor 5.000 Zuschauern die Butter vom Brot nehmen lässt. Das muss nun mal der Anspruch sein.

Glück Auf!



Eintracht Braunschweig - VfL Bochum 1848   1:2 (1:1)

31Esser - 21Celozzi, 6Simunek, 19Fabian, 24Perthel - 8Losilla, 18Latza - 10Tasaka (82. 39Gulden), 11Gregoritsch (88. 5Butscher) - 9Sestak (66. 20Cwielong), 22Terodde

0:1 Terodde 5.
1:1 Boland 17.
1:2 Terodde 77.
  • Torschüsse        13 - 15
  • Ballbesitz          56 - 44
  • Zweikämpfe      51 - 49
  • Ecken                  3 - 6
  • Fouls                 11 - 16
  • Abseits               3  - 1
  • Laufstrecke  119,3 - 120,5 
  • Zuschauer         22.275 


VfL Bochum 1848 - Karlsruher SC   1:1 (0:1)

31Esser - 21Celozzi, 6Simunek, 19Fabian (44. 4Cacutalua), 24Perthel - 8Losilla, 18Latza - 10Tasaka - 9Sestak (74. 33Forssell), 22Terodde, 7Terrazzino (62. 11Gregoritsch)

0:1 Torres 19.
1:1 Tasaka 62.
  • Torschüsse        12 - 8
  • Ballbesitz          59 - 41
  • Zweikämpfe      51 - 49
  • Ecken                  3 - 0
  • Fouls                 10 - 23
  • Abseits               - 8
  • Laufstrecke  118,4 - 123,3
  • Zuschauer         21.168

Mittwoch, 3. September 2014

Der VfL auf dem Weg nach oben - Ein Rückblick auf turbulente Fußballwochen

Zwei zu Eins in Braunschweig gewonnen - Tabellenführer, fünftes Saisonspiel, noch ungeschlagen.

Bevor die Bundesliga bereits in die erste Länderspielpause der noch jungen Saison geht und unsere Weltmeister am heutigen Abend sich erneut mit Vizeweltmeister Argentinien messen dürfen, ist viel passiert beim VfL Bochum. Sehr viel. Sehr viel positives.

Es war mitunter die von Teilen der Fans propagierte Negativstimmung die auch dafür verantwortlich war, dass sich dieser Blog über vier Monate eine Auszeit gegönnt hatte. Die verständliche, wenn zum Teil auch zu sehr ausgeartete Kritik am Verein und seinen handelnden Personen - großteils ja auch nachvollziehbar nach Jahren der Krise und des Überlebenskampfes - war ermüdend und konnte fast nie durch sportlich ansprechende Leistungen in den Hintergrund gestellt werden. So kam es, dass der VfL im Mai 2014 nach einer schwachen Leistung und einer 0:2 Niederlage beim TSV 1860 München die Liga gehalten hat, im darauffolgenden Spiel gegen den KSC immerhin noch die 40 Punkte Marke erreichen konnte, ich dies aber aus genannten Gründen nicht mehr niederschreiben wollte. Das Umfeld in Bochum musste sich erst wieder beruhigen - und beruhigen kann es nur ein erfolgreicherer VfL.

So waren die Wochen nach dem Saisonende noch durchaus turbulent: Kleinigkeiten, wie der festgelegte Termin für den Trainingsstart, oder insgesamt die Weiterbeschäftigung von Trainer Peter Neururer schlugen hohe Wellen. Während die deutsche Nationalmannschaft während ihres Aufenthalts in Brasilien logischerweise jegliche öffentliche Aufmerksamkeit auf sich zog und zwei Monate lang die sportliche Tagespresse bestimmte, war in Bochum noch nicht klar in welche Richtung sich die neue Fußballsaison 2014/15 entwickeln könnte. Doch in Bochum blieb man ruhig, denn im Vergleich zu den Vorjahren schien man dieses mal einen Plan zu haben. Nachdem klar war, dass Christian Hochstätter und Peter Neururer die neue Saison planen durften, machten sie sich daran das Team für die neue Spielzeit zusammen zu stellen. Ohne Geld, dafür mit einem klaren Konzept. Der "Verlust" der Stammspieler des Vorjahres sollte mit einerseits Profierfahrenen, atheltischeren, dafür aber auch jüngeren und vor allem besseren Spielern ausgeglichen werden. Letztlich kein überraschendes Anforderungsprofil, dass sich auch Neururer und Hochstätters Vorgänger gesetzt haben dürften - doch ist genau die Umsetzung in diesem an sich einfachen Vorhaben die Kunst, sofern man nicht die Geldschatulle eines FC Bayern München im Aktenkoffer herumschleppen darf.
Genau deshalb war es von großem Vorteil, ein erfahrenes Duo mit Neururer und Hochstätter an der Spitze des Vereins zu wissen, die die nötige Professionalität wie auch Überzeugungsarbeit leisten können, um Spieler an den VfL zu binden, denen auch anderen, vergleichsweise bessere Angebote vorlagen. Schon früh im Sommer, als der DFB-Tross gerade erst noch in Südtirol mit Nico Rosberg durch die Wälder düste, konnte man dem gemeinen VfL-Fan aufzeigen, dass man in dieser Saison keine Carsten Rothenbachs oder Denis Berger nach Bochum zu holen gewillt ist, sondern Spieler mit Potential. Mit Jan Simunek, Timo Perthel und Michael Gregoritsch als Erste Neuzugänge konnte schon etwas Ruhe im Umfeld erzeugt werden, da sich die Sorge vieler Fans nicht bestätigte, der VfL würde nach Jahren des Niedergangs keine attraktive Adresse im deutschen Profifußball mehr darstellen. Das stand heute aber vielleicht für die positive Entwicklung der Mannschaft entscheidende Wochenende dürfte das der KW 21 gewesen sein, als bekannt wurde, dass sowohl Stanislav Sestak als auch Simon Terodde ab kommender Saison für den VfL Bochum stürmen würden. Wie wir schon heute wissen: Ein Glücksfall.

Die Vorbereitung, die einerseits noch als viel zu kurz verissen wurde, und unter anderem durch  Ausschreitungen einzelner "Fans" beim Spiel in Eupen etwas überschattet wurde - Zitat Peter Neururer: "Da müssen wir jetzt auch nicht mehr hinfahren" - entwickelte sich gut, erfolgreich und vor allem vielversprechend. Bundesligist Wolfsburg konnte im heimischen Stadion besiegt werden, ein kleiner, nicht zu unterschätzender Achtungserfolg, konnten doch Erstligisten schon lange nicht mehr, auch nicht in unbedeutenden Freundschaftsspielen, bezwungen werden. Lediglich die überraschend einberufene Partie gegen Terek Grozny in Lindabrunn bei Wien, für die die Russen die Kosten übernahmen, wurde gegen einen sehr starken Gegner knapp verloren.

Fünf Spiele - keine Niederlage, wie ungewohnt

Der Saisonstart konnte nach 42 Traininsgeinheiten also kommen - die Mannschaft und das Trainerteam hatten nach einer gelungenen Vorbereitung tatsächlich wieder so etwas wie Kredit bei den Anhängern, und bestätigtne dieses Vertrauen in den letzten Wochen bis zum heutigen Tag. Das flotte 1:1 zu gegen Fürth, der befreiende 5:1 Sieg in Aue, wo man immer auf die Fresse bekommen hat, der grandiose Pokalerfolg gegen Stuttgart, das erkämpfte Remis gegen hart spielende Berliner und der jüngste Auswärtserfolg bei Absteiger Braunschweig, waren Spiele, die der VfL mit Leidenschaft, Einsatz und fußballerischem Können bestritten hat wie man es etliche Jahre nicht mehr gesehen hat und, was am festzuhalten ist, die man in den Vorjahren auf keinen Fall ohne eine Niederlage überstanden hätte. War bei den Auswärtsspielen in Aue und Braunschweig bei jeweiligen Stand von 1:1, als das Spiel auf der Kippe stand, besonders das schnelle, mutige und starke Offensivspiel, das jeweils die drei Punkte gesichert hat, beeindruckend, war möglicherweise die Regenschlacht gegen Union Berlin, als man nach einem 0:1 Rückstand noch ein Remis erzwungen hat, das bisher entscheindende "richtungsweisende" Spiel. Ein ungemütliche Partie bei nassem Rasen gegen einen hart spielenden Gegner, der auch noch zu einem unglücklichen Zeitpunkt in Führung geht - alles Komponenten der noch in der Vorsaison eine sichere Heimpleite gefolgt wären. Nicht aber diese Saison: Der VfL erarbeitete sich Chancen, gewann die Oberhand, überrannte die Berliner gegen Ende des Spiels nach Belieben. Dass man die Chancen zum Sieg vergeben hat lag ausschließlich am Pech im Abschluss. Der VfL opferte sich in diesem Kampfspiel auf, bewies alte VfL-Tugenden kombiniert mit mehr fußballerischen Können als zuletzt und zeigte ein völlig neues Gesicht. Der sechs Tage darauf folgende Auswärtssieg in Braunschweig war nur die logische Folge für die Leistung die die Mannschaft gegen Union Berlin gezeigt hat.


Was geht in dieser Saison?

3 Siege, 2 Remis - der Saisonstart war stark wie lange nicht. Die Qualität und Substanz des Teams ebenfalls. Da stellt sich die Frage: Was ist diese Saison möglich?

Eine genaue Einschätzung dieser Frage ist normalerweise immer erst nach 10 Ligaspielen seriös möglich. Denn erst dann hat sich das Tabellenbild etwas bereinigt, die Top-Teams ihren Rhtyhmus gefunden und erste Sperren/Verletzungen manche Teams zurückgeworfen. Insofern wäre es jetzt falsch, irgendwelche unrealistische Ziele auszurufen oder gar die Tabellenführung als normal wahrzunhemen.

Schon früh in der Saison war/ist klar, dass der VfL aus einem "Trümmerhaufen" der Vorsaison eine ambitionierte Fußballmannschaft geformt hat. Dies geschah nicht ohne Leidtragende. Florian Jungwirth, bis zum Mai noch unumstrittener Stammspieler im Mittelfeld, fiel dieser enormen Kaderverbesserung noch am letzten Tag der Transferperiode zum Opfer und spielt fortan am Böllenfalltor in Darmstadt. Vielleicht ist ausgerechnet dieser Abgang, eines absoluten Stammspielers der letztjährigen Saison, neben der Tatsache, dass der VfL im Sommer keinen Spieler verloren hat, dem man wirklich hinterhertrauern würde, die Grundlage für eine erfolgreiche Zukunft beim VfL - so absurd es klingen mag.

Dass der VfL seinen dünnen, aber starken Kader in den letzten Tagen vor Ende der Transferperiode noch mit drei Spielern verstärkt hat, beruhigt auch in Hinblick auf Ausfälle von Leistungsträgern. Mit Malcolm Cacutalua, Mikael Forssell und Tobias Weis gelang es Christian Hochstätter erneut, den ungern gesehenen Abgang von Lukas Klostermnan zu Red Bull und eben Florian Jungwirth kostenneutral, aber vermutlich Qualitätsbringend auszugleichen.

Der VfL Bochum steht in diesen Tagen so gut da wie lange nicht, es gibt etliche Anzeichen für eine vielversprechende Saison, man könnte so viel positives über Spieler/Neuzugänge/Stärken der Mannschaft schreiben... Doch noch heißt es Abwarten, denn auch wenn fast alle Anzeichen auf eine sehr gute Saison im Oberen Tabellendrittel hinweisen und das "Tendenzspiel" (P.Neururer) von Braunschweig gewonnen werden konnte, so hat den VfL in den letzten Jahren - wenngleich man auch sagen muss dass in den letzten Jahren nie ein "Tendenzspiel" erfolgreich gestaltet werden konnte - schon das laueste Lüftchen oft für Wochen aus der Bahn geworfen. Dennoch: Ich bin zuversichlich dass dieses laue Lüftchen gegen Terodde, Sestak, Tasaka, Gregortisch, Losilla, Herz-Stück Latza, Simunek und seine Jungs in der Abwehr, nicht mehr ausreichen wird, und den Verein nicht noch ein Leidensjahr bescheren wird.

Der Weg ist geebnet!

Glück Auf!

Freitag, 18. April 2014

Bochum rüstet sich über Ostern für den Endspurt

Der glatte 2:0 Sieg von Erzgebirge Aue am Gründonnerstag gegen Dynamo Dresden brachte Erleichterung ins Lager des VfL Bochum. "Negativer Druck" sei abgefallen, laut Cheftrainer Peter Neururer, der durch einen erneuten Sieg der Dresdner sicher noch stärker geworden wäre. Die Ansetzung des Sachsenderbys auf den Grünndonnerstag, keine 72 Stunden nach dem aufopferungsvollen Heimsieg der Dresdener gegen München-Giesing, mag sicher nicht von Nachteil gewesen sein - aus Bochumer Sicht.


So kann der VfL in diesen österlichen Zeiten etwas entspannter in die Nahe Zukunft blicken. Denn man spielt er ja erst am Ostermontag gegen den designierten Aufsteiger aus Köln. Übrigens: Beim letzten Ostermontagsspiel des VfL 2006 in Aachen stieg sowohl die Heimmannschaft als auch der VfL auf - Zeitgleich. Ein bislang einzigartiges Ereignis in der Geschichter der Fußball-Bundesliga.

Zwei "Große" des Ruhrpott-Fußballs feierten 2006 in Aachen: Dariusz Wosz und Willlllllllie Landgraf
Die leichte Entspannung auf dem Punktesektor war auch bitter nötig, durchlebten die Fans des VfL nach dem letzten Blog-Eintrag Mitte März, nach dem Erfolg in Aalen, doch ein Wechselbad der Gefühle. Erst verpasste man im desolaten Heimspiel gegen Sandhausen (0:1) den Befreiungsschlag, in der darauf folgenden Englischen Woche geriet man durch die unglückliche, dafür aber umso hohe Pleite in Ingolstadt (0:3) wieder einmal in akute Abstiegsnot. Doch die Wende scheint rechtzeitig geschafft worden zu sein, denn das vier Tage auf Ingolstadt folgende Heimspiel gegen Erzgebirge Aue, konnte trotz etlicher gesperrter und verletzter Spieler knapp, aber verdient mit 1:0 gewonnen werden. Eine solide Auswärtspartie in Kaiserslautern (1:1) und einem glücklich zustande gekommenen Heimsieg gegen Absteiger Energie Cottbus (2:1) später stehen die Bochumer Jungen nun vier Spiele vor Schluss mit 6 Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz bei soliden 37 Zählern. Bei noch ausstehenden Heimspielen gegen Arminia Bielefeld und Karlsruhe sollte der Klassenerhalt stand Karfreitag 2014 nur noch Formsache sein.

Beste Saison seit drei Jahren "droht"

Trotz möglicherweise erneutem Klassenerhalt: In den Foren stark umstritten
Was manchen Fans, besonders denen, die anonym in den einschlägigen Internetforen ihr Unheil treiben, nicht genügen mag. Die unsäglichen, teils unbegründeten gegen den Trainer gerichteten und hauptsächlich dessen nicht vorhandenes "Konzept"? kritisierenden Schönwetterfußballer vergessen meiner Ansicht nach oftmals wo der VfL die vergangenen Jahre stand, und dass mit wenig finanziellen Mitteln nicht sofort aus dem Nichts alles wieder gut werden kann. Es gibt sicher einige Gründe, die zu dieser Saison führten, in der man sicherlich offensiv viel zu wenig Tore erzielt hat, aber neben dieser unschönen Statistik sich in anderen Bereichen doch stark verbessert hat, was nicht unter den Tisch fallen sollte. Objektiv betrachtet "droht" es für den ein oder anderen Fan die beste Saison seit 2011 zu werden, und das obwohl man sich doch so herrlich über Neururer, Sukuta-Pasu oder Yusuke Tasakas "Unfähigkeit" aufregen kann.

Wenn man bedenkt dass man vor zwei Jahren am Saisonende bei lediglich 37 Punkten sogar Tabellen-Elfter wurde, unterstreicht das nochmal die dieses Jahr besonders ausgeglichene und undurchschaubare 2.Bundesliga. Auch im Vorjahr, als man am Ende, auch dank des lange nicht für möglich gehaltenen Schlussspurts auf 38 Punkte kam, war die Liga weitaus unausgeglichener als in diesem Jahr. Vier, Fünf Siege mehr - und die wären allemal möglich gewesen, und man würde Ende April um den Aufstieg kämpfen. Aber auch nur zwei Siege weniger, und die Kacke wäre ganz gewaltig am Dampfen. Gelingt es dem VfL, die Klasse zu halten, und unter Umständen tatsächlich noch vor TV-Geld-Konkurrent FSV Frankfurt einzulaufen, könnte man zufrieden sein mit einer Spielzeit, von der sich viele Fans mehr erwartet haben, unter Umständen auch mehr drin gewesen wäre, aber eine Steigerung im Vergleich zu den Vorjahren auf keinen Fall verleugnet werden darf.

Neururers Truppe könnte diese Saison endlich einmal wieder mit über 40 Punkten abschließen, dieses "Kunststück" ist in der abgelaufenen Dekade lediglich vier mal geschafft worden (2006: 66Punkte; 2007: 45; 2008: 41; 2011: 65), in den vergangenen beiden Jahren aber trotz höher individueller Klasse der Mannschaft (Inui, Ginczek, Azaouagh, Tese, Federico, Goretzka, Kramer - um nur ein Paar zu nennen) gnadenlos verpasst worden. Dass es dieses Jahr nicht für mehr gereicht hat, liegt eigentlich klar auf der Hand. Der Kader war, obwohl schon deutlich besser und ausgeglichener ausgestattet als in den Vorjahren, als man praktisch das ganze Jahr mit dem Außenbahnduo Rothenbach/Chaftar über die Runden kommen musste, auf manchen Positionen, besonders in der Offensive, nicht ausreichend gut besetzt. Nach dem Abgang Ilsös war die Offensive so dünn wie bei kaum einem anderen Zweitligisten belegt. Besonders pervers war dies beim Spiel in Kaiserslautern zu beobachten, in dem zwar der Lauterer-Leihspieler Sukuta-Pasu ein Tor für Bochum erzielte, nach der Verletzungsbedingten Auswechslung von Aydin dem Zuseher aber die unterschiedlich krass besetzten Kader der Mannschaften vor Augen geführt wurde. Schließlich kam Sukuta-Pasu nur nach Bochum, weil man in der Westpfalz noch vier bis fünf andere namhafte Jungs im Team hat, die schön der Reihe nach in so einer Partie eingewechselt werden. Neben Starstürmer Idrissou hat man sich in K-Town noch den Luxus gegönnt, Stürmer der Namen Zoller, Lakic, Bunjaku und Olivier Occean auf der Gehaltsliste zu platzieren, unbeachtet der weiteren Offensivspieler um Fortunis, Ede, Gaus oder Matmour. Ein Mimoun Azaouagh ist dort schon längst kein Thema mehr. Kein Wunder, dass Stefan Kuntz im anstehenden dritten Zweitligajahr radikal kürzen wird müssen - besonders in der für Zweitligaverhältnisse mehr als üppigen Angriffsreihe.

Hätte beim VfL vielleicht noch ein Stürmer mehr auf der Payroll gestanden, hätte ein - in Kaiserslautern übrigens verehrter - Christian Tiffert noch das Tempo aus früheren Zeiten gehabt, hätte ein Felix Bastians nicht große Teile der Saison verletzungsbedingt gefehlt oder hätte Yusuke Tasaka nicht die ganze Saison einfach nicht seinen Rhythmus, geschuldet auch einer nicht auf ihn zugeschnittenen Spielauslegung, gefunden - ja dann wäre vielleicht mehr möglich gewesen, so wie dieses Jahr in Paderborn, die wohl am Ostersonntag die Weichen auf erstmaligen Bundesligaaufstieg stellen werden. Aber diese Absicherung durch einen fetten Kader, die sie in Kaiserslautern letztlich aber auch nicht war, kann man sich in Bochum nach vier Jahren Zweite Liga bei einem Lizenzspieleretat von ca. 7mio € nicht mehr leisten. Ob man in der Zukunft tiefer in die Tasche greifen wird können bleibt abzuwarten - ein erster Schritt wäre schon einmal die bessere Endplatzierung als der FSV Frankfurt einzunehmen.



Diskussionen um Sven Kreyer

Matchwinner gegen Cottbus: Sven Kreyer (l.)
In Folge der dünnen Personallage im Angriff keimte in der vergangenen Woche eine so nicht erwartete Diskussion um Amateurstürmer Sven Kreyer auf. Kreyer, anerkannter Sturmführer der Amateure in der Regionalliga West und praktisch die komplette Saison im Kader der Profis, war vergangenen Sonntag mit Hauptverantwortlich für das gewonnene Spiel gegen Energie Cottbus. Kreyer erzielte in seinem siebten Profieinsatz sein erstes Tor und bereitete das zweite durch einen herausgeholten Elfmeter vor. Mit seiner aggressiven, couragierten Spielweise spielte sich der Düsseldorfer nicht nur in die Herzen der Fans, auch Torwart Andy Luthe schwärmte von dem neben Lukas Klostermann einzigen Nicht-Profi im Kader des VfL.
Dass Kreyers Amateurvertrag am Saisonende ausläuft ist allseits bekannt. Dass Kreyer als Jahrgang 1991 wohl nicht länger als Vertragsamateur beschäftigt werden kann, ebenfalls. Trotzdem überraschte es, als Peter Neururer wenig berauscht über Kreyers starke Leistung mitteilte, dass dieser ja eigentlich nur spiele, weil niemand anderes da sei. Mag sein, aber man hätte es sicher besser ausdrücken können, Trainer*! (*Anspielung auf Christian Schönhals - Insider)
Tatasache ist, dass Kreyer auf einen Profivertrag spekuliert. Zu Recht. In der Regionalliga West ist er einer der besten Angreifer, schon im Vorjahr lag ihm ein unterschriftsreifer Vertrag von Jahn Regensburg vor. Kreyer blieb in Bochum, spekulierte auf den Durchbruch. Den schaffte er nicht, war zuletzt aber ein wichtiger Faktor beim Sieg gegen Cottbus. Der von vielen Fans jetzt erhoffte Heilsbringer kann Kreyer nicht sein. Bis auf das Spiel gegen Cottbus wusste Kreyer bislang nicht unbedingt zu überzeugen, Neururers Einschätzung, dass Kreyer kein Stürmer sei, der uns auf Dauer in der Zweiten Liga weiterhilft, mag stimmen. Es wäre nicht der erste Stürmer der Bochumer Amateurmannschaft, der wegen der Altersgrenze aus dem Verein scheiden müsste. Doch noch bleiben Kreyer vier Partien sich für einen Profivertrag, seinen ersten, zu empfehlen. Einsatzzeiten erhält er in den kommenden Spielen noch genügend. Dann wird sich zeigen, ob man beim VfL auf Kreyer setzt oder der Meinung ist, für das gleiche Geld einen besseren Angreifer verpflichten zu können.


Glück Auf!


Montag, 17. März 2014

VfL-Blog Passau meldet sich mit einem 2:0 Auswärtssieg in Aalen aus der Winterpause zurück - Rückblick auf durchwachsene Monate

Mirkan Aydin - stark wie lange nicht
Erleichterung pur im Lager des VfL Bochum. Mit dem verdienten 2:0 (1:0) Auswärtserfolg auf der Ostalb beim "fast" schon etablierten VfR Aalen gelang dem Team um Peter Neururer der bereits sechste Auswärtssieg der Saison und schafft eine annehmbare Ausgangssituation im Abstiegskampf der 2.Bundesliga vor dem letzten noch zu spielenden Viertel der Saison.
Grund genug, dass sich auch der VfL-Blog Passau nach längerer Pause, verhindert durch diverse universitäre Verpflichtungen des Autors, somit wieder zu Wort meldet und Stellung zur Situation rund um die Castroper Straße nimmt.


Drittes Jahr in Folge Abstiegskampf - in Liga 2

Obwohl sich der Mannschaft des VfL Bochum in dieser Spielzeit, die von einer sportlichen Ausgeglichenheit und kollektiven Heimschwäche der Liga geprägt ist, oftmals die Chance geboten hat, in der Tabelle den Anschluss an die Aufstiegsplätze herzustellen, dies jedoch besonders bei ernüchternden Heimauftritten (Aalen, 1860, Union) mehrfach verpasst wurde, wird der VfL Bochum auch die Spielzeit 2013/14 lediglich mit dem Ziel des Klassenerhalts zu Ende spielen können. Wie schon in den Vorjahren war eine Negativserie im Herbst Auslöser des Absturzes in der Tabelle, und obwohl dieser mit drei Erfolgen im November gestoppt schien, konnten sich die Bochumer durch unglückliche Auftritte, vor allem im umständlichen Offensivspiel, noch vor Weihnachten und auch zu Beginn des neuen Jahres nicht auf einem einstelligen Tabellenplatz etablieren. Im Gegenteil: Trotz vier Punkten aus den Spielen im Februar gegen den FC.St. Pauli und Fortuna Düsseldorf folgte gar der Absturz von Rang 13 auf Tabellenplatz 15 - Ursache ist eine völlig verrückte zweite Bundesliga, die zwar sportlich der Bundesliga von Jahr zu Jahr weiter hinterherhinkt, aber an Spannung und Ausgeglichenheit ihres Gleichen sucht.
Durch darauf folgende Niederlagen in Paderborn und Fürth, gegen zwar in der Tabelle sehr gut platzierete, fußballerisch aber ebenfalls arg limitierte Mannschaften, verbesserte sich der Tabellenstand folglich nicht. Umso wichtiger nun die konzentrierte Leistung in Aalen, die den VfL mit jetzt 30 Punkten eine annehmbare Ausgangsposition im Kampf gegen den Abstieg bescherte - bei noch ausstehenden Heimspielen gegen Sandhausen, Aue, Bielefeld und Cottbus sollte, bei einer noch so desaströsen Heimbilanz (10 Punkte aus 12 Spielen), der Klassenerhalt als machbar und verpflichtend einzustufen sein.

Mannschaft ist geschlossener als in den Vorjahren

Neururer mit Flo Jungwirth - dem  derzeit wichtigsten Feldspieler
Denn trotz aller erkennbarer und krasser Mängel der Bochumer Mannschaft, besonders in der Vorwärtsbewegung, tritt die Mannschaft kompakter, geschlossener und aggressiver auf als in den vergangenen beiden Spielzeiten. Der Einsatz ist zumeist vorbildlich, der läuferische Aufwand ist hoch, die Spieler, vor allem Dauerläufer Florian Jungwirth, helfen sich gegenseitig, es gibt weniger Totalausfälle als in den Jahren zuvor. Dies lässt sich auch auf die geringe Anzahl an Gegentoren (28) zurückführen. Dass es nicht für mehr reicht in dieser Spielzeit, ist einzig und allein der schwachen Offensive (23 Tore) geschuldet. Wobei hier nicht nur die Schuld bei den teils unglücklichen Angreifern um Richard Sukuta-Pasu zu suchen ist, sondern mehrere Gründe für die geringe Torausbeute eine Rolle spielen.


Offensivschwäche hat viele Gründe

Der erste und einfachste Grund ist, dass es ganz einfach an Qualität fehlt. Wenig verwunderlich, wenn Jahr für Jahr der Spieleretat des VfL deutlich reduziert werden muss. Weniger investieren, dabei besser spielen zu müssen - keine einfache Aufgabe für das Trainerteam um Peter Neururer und Funny Heinemann. Und dennoch wäre es möglich - wenn alles passt: Das heißt, wenn alle Leistungsträger fit sind, wenn die an sich starke, aber großteils der Saison verletzte Außenverteidigung um Felix Bastians und Slawo Freier zusammen spielen und das Offensivspiel ankurblen kann, wenn die Kreativspieler um Yusuke Tasaka und den zu oft noch indisponierten Piotr Cwielong, zu denen der Kader leider keine Alternativen (mehr - siehe Ilsö) her gibt, einen guten Tag erleben - oder eben wenn vor der Saison alle Transfers geklappt hätten.
Das bedeutet aber, dass ohne Transferausgaben alle 16 Neuzugänge Volltreffer hätten sein müssen - eine fast unmögliche Aufgabe, wenngleich die Transferflops um Ken Ilsö, Adnan Zahirovic und leider auch  Routinier Christian Tiffert, der offensichtlich große Probleme mit dem Tempo in der Zweiten Liga zu haben scheint, niemanden zufrieden stellen. Trotz alledem waren die Transfers um Welten besser als 2012, als u.a. Carsten Rothenbach verpflichtet wurde.


Ilsö ist schon weg - Schwenken wird den VfL ebenfalls verlassen

So kommt es wenig überraschend, dass den VfL auch in diesem Jahr, in der die Liga noch dazu so dicht gedrängt ist, der Abstiegskampf erneut eingeholt hat, auch wenn man nach teils erfrischenden Auftritten zu Saisonbeginn wie beim lockeren 2-0 Sieg in Fürth zu Recht mehr erwarten durfte.

Dass die Mannschaft zusammen mit Peter Neururer diesmal erneut den Klassenerhalt, und wahrscheinlich auch mit weniger Problemen als in der Vorsaison, als man nur dank Neururers Zauberkünsten überhaupt noch irgendwie die Relegation vermeiden konnte, schaffen kann - daran besteht eigentlich kein Zweifel. Wer mehr erwartet hatte, durfte dies - aber immer mit dem Wissen wo man letztes Jahr um diese Zeit stand und dass auch 2014 der Klassenerhalt keine Selbstverständlichkeit sein würde.

Danke für - wenig.
Dass dem VfL mit Ken Ilsö kurz nach Schließung der Transferperiode auch noch die eigenen Spieler weglaufen, vereinfachte die Situation nicht. Ilsös Abgang - ein einmaliger Vorgang in der Bochumer Vereinsgeschichte. Ilsö, kein Spieler an den man sich noch lange wird erinnern müssen, suchte das Abenteuer, fand es in China. Tschüss!


Weitaus schwerer kann da schon der Abgang von Finanzvorstand Ansgar Schwenken wiegen. Schwenken, seit fast 20 Jahren in der Führungsriege des Clubs tätig, wird ab 1.7.2014 nicht mehr die Geschäfte des VfL leiten. Schwenken konnte sich nicht mit dem Aufsichtsrat auf eine Verlängerung des Vertrages einigen.
Abschied: Ansgar Schwenken

Ansgar Schwenken, studierter Betriebswirt und in letzter Zeit hauptsächlich damit beschäftigt, den VfL finanziell in der zweiten Liga am Leben zu halten, wird dem Verein fehlen. Wieso es zur Trennung kam ist genauer nicht vermittelt. Durchaus möglich, dass Aufsichtsratboss Hans-Peter Villis, seinerseits Ex-EnBW-Chef in Zukunft einen anderen Kurs fahren will - und das finanzielle Risiko erhöht. Denn auch wenn Schwenken die Zahlen und den Verein im Griff hatte - die Entwicklung ging in den letzten Jahren, sportlich und auch finanziell, in die falsche Richtung.


Zum Abschluss noch die traurigste Meldung der letzten Monate:

Ansgar Schwenkens Vorgänger, Klaus Hilpert, ist im Januar im Alter von 70 Jahren verstorben. Der gebürtige Bochumer Hilpert war von 1986 bis 2001 Manager des Vereins. Unvergessen: Mit "Klaus&Klaus" (Anm. Trainer Klaus Toppmöller) feierte der Verein 1997 mit den UEFA-Cup Spielen in Trabzon, Brügge und Amsterdam die größten Erfolge der Vereinsgeschichte. Toppmöller und Hilpert waren die Macher, der vielleicht buntesten, aber auch talentiertesten Truppe, die je das Bochumer Wappen getragen haben.
Nach Ottokar Wüst und Werner Altegoer verliert der Verein eine weitere prägende Figur der Vereinsgeschichte.


R.I.P.!



Glück Auf VfL!