Donnerstag, 11. April 2013

Die Aller, Aller, Allerletzte Chance: Peter Neururer küsst den VfL Bochum wach

Freitag Abend, 19.36h, Bochum, Bratwurststand Block A:

Unter den Fans im Block A, die ja doch das Geschehen an der Castroper Straße sehr aufmerksam verfolgen, reift nicht plötzlich ein völlig neuer Gedanke, es ist mehr ein Wissen, was Montag morgen beim VfL passieren wird. Der allgemeine Tenor: Neururer wird's machen.

Ja, auch der Autor dieses Artikels ist vergangene Woche der Aufforderung des Vereins gefolgt, die Mannschaft in dem so wichtigen Heimspiel gegen Erzgebirge Aue im Stadion zu unterstützen. Sorgen, dass die Fans den Club in dieser heiklen Phase im Stich lassen könnten, waren gegeben, als bis Donnerstag lediglich 6.500 Tickets verkauft werden konnten. Am Ende kamen sie doch, die Fans, über 13.000 beobachten das Geschehen auf dem Rasen, liessen ihren Verein, ihre alte Liebe nicht im Stich. Sie wurden aber im Stich gelassen.

Was war geschehen? Der VfL verlor eine Partie, die nicht von wenigen völlig zurecht als "Schickssalsspiel" tituliert wurde, auf schlimmste Art und Weise mit 0:3(0:3) gegen Erzgebirge Aue. Gegen das Erzgebirge Aue, gegen das man im Spätoktober, bei ähnlich kalten, aber noch weit unangenehmeren äußeren Bedingungen schon mit 1-6 auf die Fresse bekommen hat. Kein Einsatz, kein Aufbäumen, kein Zweikampfverhalten, Fehlverhalten bei Standardsituationen wie auf dem Bolzer - vieles, wenn nicht alles erinnerte an die 0:3 Heimniederlage im bislang letzten Bundesligaspiel gegen Hannover 96.


Alles auf Anfang beim VfL Bochum

Was die meisten Fans schon wussten, passierte dann am Montag: Der Aufsichtsrat entliess sowohl Vorstand Jens Todt als auch Chefcoach Karsten Neitzel aus ihren verantwortlichen Positionen. Weder Neitzel, der im Grunde sicherlich der talentierteste der letzten VfL-Trainer war noch Jens Todt, der als Manager nicht im Ansatz die Fortune in seinen Entscheidungen hatte wie einst sein Namensvetter und heutiger FIA-Präsident Jean Todt als Ferrari-Motorsportchef, waren zu halten. Zu kritisch ist die Situation, zu dürftig die Ergebnisse des Duos. Dass beide wohl unterschriftsreife Verträge im Falle des Klassenerhalts, im Idealfall noch im April, hätten unterschreiben sollen, hat einen faden Beigeschmack, ändert aber nichts an der akuten Lebensgefahr des Vereins.


Peter Neururer wie er leibt und lebt

Peter I. von Bochum  - ganz Bochum klammert sich an seinen Optimismus
Sonntag Abend hatten dann alle Fans und Freundes des Clubs Gewissheit: Endlich, nach fast acht! Jahren, kehrt Peter Neururer zu seinem Verein zurück. Eine innerhalb der Saison vollkommen überraschende Entwicklung, doch irgendwie wusste jeder, der sich mit dem VfL beschäftigt, dass es, wenn es wirklich einmal um das nackte Überleben des VfL Bochum 1848 gehen würde, nur einer den Verein zum Retten bereit ist: Peter Neururer.

Peter Neururer hat durch den unnötigen Abstieg 2005 verbrannte Erde in Bochum hinterlassen, das ist unbestritten. Doch: Seine Befürworter sind in einer enormen Überzahl zu den Kritikern. Kritiker, die derzeit entwicklungsbedingt keine Argumente gegen Neururer aufbringen können, sondern wie alle anderen Fans einfach nur hoffen, dass Neururer diese Herkulesaufgabe bewältigt und den über Jahre in den Abgrund taumelnden Verein vor der finalen Klippe retten wird können.
Der Zuspruch, den Trainer, Mannschaft und Verein durch die Neuinstallation der Trainer-Ikone allein in den ersten Tagen erhalten haben, ist für Bochumer Verhältnisse überwältigend. Speziell für den in der Öffentlichkeit kaum noch beachteteten Ruhrgebietsverein ein Hallo-Wach Erlebnis, so nach dem Motto: Ja, wir leben noch! Der VfL Bochum erreichte die Medien im In- und auch Ausland, es war wohl der interessanteste Trainerwechsel nach Guardiolas Zusage bei den Bayern in dieser Saison. Auch für den um Sponsoren kämpfenden VfL, keine schlechte Publicity. Wenn der Klassenerhalt gelingt.


Neuruer trifft erste nachvollziehbare Entscheidungen

Leidenschaft, Disziplin und Verantwortung: Neururers Leitsätze
Neururer selbst weiß, dass ihm wenig Zeit bleibt, den worst case zu verhindern, und es sich zumindest bis zum ersten Spiel in Cottbus kaum Möglichkeiten bieten, die Mannschaft entscheidend zu verbessern. Sein enges Verhältnis zum VfL ist deshalb von Vorteil: Im Gegensatz zu z.B. Jens Kellers einschläfernder Antrittsrede auf Schalke (Keller: "Muss mir erst ein Bild von der Mannschaft machen") kennt Neururer, auch durch die Freundschaft zu etlichen Mitarbeitern und natürlich zu Dariusz Wosz, praktisch jeden relevanten Spieler des Vereins genauestens. So war es auch wenig überraschend, dass Neururer bereits in sein erstes Training mit Jan Gyamerah (17) und Jannick Stevens (20) zwei talentierte Außenverteidiger berief, die die Positionen der so enttäuschenden Calle Rothenbach und Mounier Chaftar neu ausschreiben sollen. Auch kritisierte Neururer das Verhalten bei Standardsituationen scharf, es ist davon auszugehen, dass Andi Luthe in Zukunft nicht mehr auf das Besetzen des zweiten Pfostens verzichten wird können.


Im Verein, unter den Fans, HOFFENTLICH auch in der Mannschaft herrscht eine seit der Relegation nicht mehr erlebte Aufbruchsstimmung. Man ist wieder GEIL auf den VfL, gegen St.Pauli werden 20.000 Zuschauer im Stadion erwartet. Neururer küsst gerade seine alte Liebe wach. Der Traum, der es zu sein scheint, ist real. Gelingt Neururer die Rettung, kann nicht nur Neururer sein zweites Leben von vorne Beginnen, nein auch dem VfL wäre ein zweites Leben geschenkt worden. Wenn es noch Märchen geben sollte, soll das diese am 19.Mai in Bochum seinen vorläufigen Höhepunkt erreichen!


Glück Auf!

VAU EFF ELL!






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