Samstag, 4. Mai 2013

16 Ecken, 32 Torschüsse, nur 1 Tor: Bochums Sieg der Nerven in Sandhausen - Samstag Großkampftag gegen Köln

3 Spiele, 9 Punkte, 6:0 Tore - Peter Neururer hat den VfL Bochum stabilisiert, aus einer mit vielen Schwächen zu kämpfenden Mannschaft die Stärken herausgekitzelt, und auch das nötige Glück zurück gebracht nach Bochum, dort, wo es seit Jahren wenig zu Lachen gab: Und dennoch: Die Klasse ist längst noch nicht gesichert, das leichte Restprogramm der Hauptkonkurrenten Aue und Dresden lässt keinen weiteren Leistungseinbruch zu. 40, vielleicht sogar 41 Punkte könnten in dieser Saison notwendig sein, um die Relegationsspiele gegen einen starken Drittligisten, womöglich aus NRW, zu vermeiden.

In Sandhausen - gottlob man brachte die Punkte mit nach Bochum - hätte man sein mageres Torverhältnis deutlich aufbessern können. Mehrfach rannten die Bochumer auf das Sandhäuser Tor zu, allein 16 Torschüsse in den ersten 25 Minuten der zweiten Halbzeit registrierten die Statistiker. Ein Tor sprang dabei nicht heraus. Bayern München hätte in ihrer derzeitigen Gier Sandhausen wohl zweitstellig abgefertigt, der VfL zitterte sich letztlich trotz deutlicher fußballerischer Überlegenheit zu einem knappen Auswärtssieg. Und dennoch: Der Aufwärtstrend ist unübersehbar:



Neururer verzweifelte an der Abschlussschwäche seines Teams
26.000 Zuschauer gegen St.Pauli, mehr als 1.000 Bochumer bei Peters Gebursttagsparty in Sandhausen, dem fußballerischen Kaff nahe der Walldorfer SAP-Zentrale gelegen, ausverkauftes Stadion gegen Köln, knapp 3.000 erwartete Auswärtsfahrer nach Frankfurt - und wohl nochmal volle Hütte zum Saisonabschluss gegen Berlin - diese Zahlen gehen für Freunde des VfL Bochum runter wie Öl. Der VfL Bochum beweist in diesen Tagen, dass er mehr bieten kann als traurig-tristen Zweitliga-Alltag ohne Aussicht auf sportliche Erfolge oder begeisternde Stadionbesuche. Diese schlagartige Entwicklung, die natürlich hauptsächlich auf Peter Neururers Begeisterungsfähigkeit, seinen Enthusiasmus, zurückzuführen ist, kann die Rettung für den Verein darstellen: Denn: Neben der überlebenswichtigen Tatsache Klassenerhalt muss auch weiter gedacht werden: Auf Jahre gesehen hätte der VfL bei einem 10.000er Zuschauerschnitt nicht existieren können. Gelingt es, den unbeschreiblichen Aufschwung der vergangenen drei Wochen in die nächste Saison zu retten, und wöchentlich mehr als 20.000 Fans ins Stadion zu locken, hat der Verein auch finanziell wieder eine Perspektive, im Profifußball neu durchzustarten.

Der Verein, die Stadt, auch die Poltik in Bochum durchlebt keine einfache Zeit: Nach Nokias Abzug 2008 verlässt Opel die Ruhrstadt nun endgültig 2014. Das im Ruhrpott schwer verbreitete Problem der strukturellen Arbeitslosigkeit, die in anderen Revier-Städten wie Gelsenkirchen noch viel stärker ausgeprägt ist, droht auch Bochum noch weiter zu treffen. Durch Opel verliert man gut 3.000 Arbeitsplätze - und eine Vielzahl derer, die mit Opel zu tun hatten.
Dass zudem die Bochumer Stadtwerke, niemand geringerer als der Hauptgönner des Vereins, durch die Skandale rund um die Gastredner-Honorare bei den "Atrium-Gesprächen" seit längerem mit herber Kritik aus der Bevölkerung zu kämpfen haben und das Sponsoring, besonders auch den VfL betreffend, kürzen wollen, passt in dieser Negativspirale wie die Faust aufs Auge.

Der VfL lebt in diesen Tagen als Identifikationsfigur Bochums wieder neu auf, am heutigen Samstag gegen den 1.FC Köln kann ein großes Spiel erwartet werden. Ein Zweitligaspiel, dass es hoffentlich im nächsten Jahr erneut zu sehen geben wird, denn der VfL will sich mit einem Heimsieg weiter von den Abstiegsplätzen frei schwimmen und somit gleichzeitig Köln die letzten vagen Hoffnungen auf den direkten Bundesliga-Wiederaufstieg nehmen.

Aydin fehlt erneut

Nach zuletzt vier Startelfeinsätzen en suite muss Peter Neururer diesmal erstmals seine Siegformation der letzten Wochen umbauen und Top-Stürmer Mirkan Aydin ersetzen. Bochums Hoffnungsträger im Angriff hat weiterhin mit Nachwehen seiner Wadenbeinverletzung zu kämpfen, könnte aber in den beiden finalen Saisonspielen nochmal zum Einsatz kommen. Wer Aydin ersetzen wird ist noch offen. Neben Michael Delura könnte auch Yusuke Tasaka eine Option für die Zentrale Angriffsposition darstellen. Kevin Scheidhauer und Nika Gelashvili sind derzeit komplett außen vor und werden wohl auch in naher Zukunft keine Alternativen für Neururer darstellen.


Glück Auf!


SV Sandhausen 1916 - VfL Bochum 1848   0:1 (0:1)

0-1 Maltritz 41.


Luthe - Freier, Maltritz, Acquistapace, Lumb - Kramer, Goretzka - Tasaka(81.Chaftar), Rzatkowski(75.Toski) - Aydin(69.Delura), Dedic


Torschüsse:        12 - 32
Ballbesitz(%):     52 - 48
Zweikämpfe(%): 44 - 56
Ecken:                  4 - 16
Flanken:              12 - 22

Zuschauer: 4.400



+++ Funfact +++

Der VfL weist gegen den 1.FC Köln eine desaströse Bundesligabilanz auf, auf die nicht näher eingegangen werden möchte: Aber: Unter Trainer Neururer gewann der VfL beide bislang ausgetragenen Spiele gegen Köln, ja auch der bislang einzige Bochumer Auswärtssieg in Köln geht auf das Konto Neururers, damals im Frühjahr 2004, als Dariusz Wosz und Frank Fahrenhorst beim 2-1 Auswärtssieg im nagelneuen Rhein-Energie-Stadion den "Kölner-Fluch" besiegten. Torschütze für Köln damals: Lukas Podolski.


Das bis dato letzte Heimspiel gegen Köln endete im November 2009 trist 0:0. Hier im Bild: Roman Prokoph und Milivoje Novakovic


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