Montag, 27. Mai 2013

VfL Bochum reloaded - Neururer setzt auf "Wir sind VfL"

Peter Neururer weiß was er will - und versucht gerade in Windeseile dem VfL Bochum ein neues altes Gesicht zu verpassen.

Man fühlt sich in diesen Tagen schon so etwas wie in einer Zeitmaschine als Fan des VfL Bochum. Nachdem Peter Neururer innerhalb weniger Wochen den Verein aus seinem Dornröschenschlag zum Ligaerhalt geführt hat und dann tatsächlich seinen Vertrag bis 2015 verlängern durfte, ist auch wenige Tage nach Saisonende der Weg vorgegeben, den Neururer mit seinem VfL in Zukunft gehen will: Den "Gemeinsam sind wir stark"- Weg, den Weg "Wir sind VfL".

"Gebt uns unseren Verein zurück" - das war vor knapp drei Jahren der Hilfeschrei vieler Fans, ja mehr oder weniger initiert von mittlerweile Co-Präsidenten Frank Goosen, nach einer Besinnung auf VfL-Tugenden, die in den Jahren zuvor, beginnend in der Koller-Zeit und in dem Abstieg 2010 gipfelnd, immer mehr entfremdet wurden. Ob damit damals ein Integrieren alter verdienter Bochumer flächendeckend auf entscheidenden Positionen im Verein gemeint war, ist nicht überliefert. Doch genau das ist heute, im Mai 2013 der Fall, und es ist wohl der einzige Weg, den VfL wieder dahin zu bringen was er einst war: Eine geschlossene Einheit auf und nebem dem Fußballplatz.

Neururer versucht konsequent ohne Inhilfenahme finanzieller Mittel die Stärken aus seinem Verein zu kitzeln. Die Fans, der wohl wichtigste Teil des Vereins, hat er in kürzester Zeit erreicht und von seiner Art, den VfL Bochum zu leiten, überzeugt. Die Mitarbeiter, die Spieler, ja auch den Aufsichtsrat schwor er zu einer Einheit zusammen, wie es wohl lange nicht mehr usus war an der Castroper Straße. Dass er diesen Weg nun auch mit menpower stärken will ist folglich der logische Schritt.

Während der Aufsichtsrat noch nach einem tauglichen Sportvorstand sucht, an dessen Suche sich Neururer angeblich nicht beteiligt, setzt Neururer mit seinen ersten Personalentscheidungen die Devise "Wir sind VfL" in die Tat um:


Mit Frank Heinemann kommt DER Bochumer Junge schlechthin zurück nach Bochum

Funny Heinemann
Neururers neuer Co-Trainer wird nämlich Frank Heinemann heißen. Der Bochumer Junge Heinemann, von 1976 bis 2011 ununterbrochen im Verein und 14 Jahre als Co-Trainer beim VfL tätig, kommt nach zwei Jahren "Ausleihe" vom Hamburger SV zum VfL Bochum zurück. Der VfL trennte sich 2011 im Rahmen einer Umstrukturierung des Jugendbereichs von Heinemann, nachdem dieser nach seiner Interimstrainertätigkeit im September/Oktober 2009 nicht mehr auf der Bochumer Bank gesessen hatte. Heinemann folgte als Co-Trainer Michael Oenning zum HSV, war auch unter Thorsten Fink zuletzt in dieser Position tätig. Nun der Schritt zurück zu seinem VfL, obwohl ihm anscheinend ein weiteres, wohl auch besser dotiertes Vertragsangebot der Hamburger vorlag.

Welcome Back, Heiko!
Auf dem Spielersektor konnte Peter Neururer auch einen alten Bekannten Willkommen heißen: Heiko Butscher, dem einst Neururer den Weg in den Profifußball geebnet hatte, obwohl er nie unter Neururer trainiert hat (Neururer verpflichtete Butscher vor seinem Abschied aus Bochum 2005), kehrt nach sechs Jahren Abstinenz zurück "anne Castroper". Butscher, der mit 25 relativ spät sein Debut im Profifußball feiern durfte, spielte von 2005-2007 in Bochum, wurde dann vom weniger glücklichen Mergim Mavraj abgelöst und zog nach Freiburg weiter. Dort stieg er als Kapitän 2009 in die Bundesliga auf, dies gelang ihm 2012 erneut mit Eintracht Frankfurt. Der Defensivspezialist und Führungsspieler trägt den VfL im Herzen, den Wechsel zurück zu Bochum ermöglichte auch die Anstellung seiner Frau Maren am Landesgericht Bochum.

Des weiteren verlängern mit Slawo Freier (33) und Patrick Fabian (25) zwei weitere Ur-Bochumer ihren Vertrag um ein Jahr.

C.Dabrowski
Und auch für Christoph Dabrowski (34) wird eine interne Stelle gesucht: Dass es für den Ex-Kapitän, der, das wird immer schnell vergessen, in erfolgreicheren Bundesliga-Jahren die Knochen für den VfL hingehalten hat und sogar vom geschassten Ex-Coach Heiko Herrlich als "Vorzeige-Profi" bezeichnet wurde, leider nicht mehr für den Profifußball reicht wurde in den letzten beiden Spielzeiten immer deutlicher. Seine letzten großen Spiele waren die Relegationsspiele gegen Mönchengladbach, als Dabrowski nochmal auf höchstem Niveau gegen Champions-League-Finalspieler wie Reus oder Dante seinen VfL anführte. Ein Job als Nachwuchstrainer, der ja auch Marcel Maltritz in Aussicht gestellt wird - beide arbeiten bereits seit längerem an ihrem Trainerschein - könnte hier für beide Parteien eine ausgezeichnete Lösung darstellen.

Mats Hummels verletzte Dabrowski im März 2008 beim 3:3 gegen Dortmund schwer
Neben diesen Personalentscheidungen, denen noch viele folgen werden, wird mit Felix Bastians (25) höchstwahrscheinlich ein weiterer Ex-VfLer ab Sommer für den VfL auflaufen. Der gebürtige Wattenscheider Bastians, soll für die linke Außenbahn kommen und den kniegschädigten Michael Lumb ersetzen. Bastians, einst mit Butscher in Freiburg aktiv und in der Jugend nach England gewechselt, kommt von Hertha BSC Berlin, wo seine Karriere in den letzten eineinhalb Jahren etwas ins Stocken geraten ist. Aber genau deshalb tut sich hier die Chance für Neururer und den VfL auf.


Es wird "spannend" sein, den BOCHUMER Weg weiter verfolgen zu dürfen. Die ersten Personalentscheidungen sind in sich stimmig und machen Hoffnung auf mehr. Dass sich nach den etlichen Transferflops von Jens Todt aus dem Niedersächsischen Flachland oder der Georgischen Wildnis etwas ändern müsste war klar - der Gedanke, die Spieler wieder mehr über die emotionale Verbundenheit dem Verein gegenüber zu scouten macht durchaus Sinn. Denn die Leistungsträger der jüngeren Vergangenheit waren nicht die zugekauften Spieler, sondern die, die das VfL-Logo nicht erst seit gestern auf dem Trikot trugen. Es wäre nicht verkehrt, mehr Luthes, Aydins, Goretzkas, Rzatkowskis, Freiers, Maltritz' oder auch Kramers zu haben. Letzter war zwar kein "gebürtiger" VfLer, doch hat er sich mit seiner Art zu spielen zu einem gemacht und vielleicht trotz seinem Abgangs den Weg für kommende Generationen vorgegeben! Dass Kramer nun die kommenden Jahre für Borussia Mönchengladbach auflaufen wird sei ihm verziehen - er selbst hätte ja Benfica Lissabon vorgezogen, das Leverkusener Veto jedoch machte seinen Traum zu nichte.


Glück Auf!
 
Alte, neue Innenverteidigung: Malte-Butscher

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