Was für ein Spiel an der Castroper Straße! Der VfL Bochum erkämpfte
sich am Sonntagnachmittag gegen eine spielstarke, vielleicht technisch
beschlagen wie nie zuvor, Cottbuser Mannschaft ein 2:2 (0:1) Remis und
lies nach der Offenbarung von Aue alte VfL-Tugenden aufleben. Lukas
Sinkiewicz zeigte eine ausgezeichnete Leistung und ist der neue Chef des
VfL.
Es war ein flottes, gutes, aufregendes, aber auch
sehr kurioses Zweitligaspiel. Cottbus begann die Partie mit einer
unglaublichen Selbstverständlichkeit, dominierte Ball und Gegner nach
Belieben, und hatte schon nach 15 Sekunden die Führung auf dem Fuß, doch
Ersatztorwart Heerwagen, der sein erstes Zweitligaspiel seit dem
18.9.2010 bestritt, parierte gegen Sörensen hervorragend.
Nur
wenige Minuten später jedoch klingelte es im VfL-Kasten. Die in der
ersten Halbzeit zu keinem Zeitpunkt Zweitligareife Rechte Seite, besetzt
von Freier und Rothenbach, ermöglichte es Adlung unbedrängt zu flanken,
Sanogo köpfte, von Maltritz unbedrängt, an den Pfosten, der Ball
springt Heerwagen ins Gesicht, Tor. 0:1.
Der ehemalige
Bielefelder Torwart Fernandez kassierte vor einigen Jahren gegen
Dortmund einmal einen ähnlichen Treffer, Philipp Heerwagen sollte in
ähnlicher Art und Weise dieses Schicksal an diesem Nachmittag noch ein
zweites Mal ereilen.
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Glücklos: Der VfL in Halbzeit eins |
Es dauerte eine gewisse Zeit, ehe der VfL ins Spiel
fand. Die rechte Seite blieb weiterhin komplett blass, besonders
Rothenbach hatte bei jedem Ballkontakt höchste Schwierigkeiten.
Fraglich, ob der VfL jemals einen fußballerisch beschränkteren
Stammspieler in seinem Team hatte. Doch Lukas Sinkiewicz und eine
Änderung der Eckbälle brachten den VfL ins Spiel. Die Eckbälle, zumeist
von Tasaka, werden nun endlich zum Tor hingetreten, was, zumindest in
diesem Spiel, die Gefährlichkeit dieser in ungeahnte Höhen trieb.
Sinkiewicz traf noch in Halbzeit eins mit starken Kopfbällen nach Tasaka
Flanken zwei Mal den linken Torpfosten, der Ball ging witzigerweise mal
wieder nicht rein. Damit erzielte der VfL auch im zwölften Saisonspiel
kein Tor in der Ersten Halbzeit! Vermutlich ein Rekord für die Ewigkeit.
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Stark wie Nie: Lukas Sinkiewicz |
Und trotz guter Vorsätze glich der Beginn der Zweiten
Halbzeit dem der Ersten. Nach nur wenigen Minuten, Cottbus setzte
wieder auf aggressives Pressing, erzielte Sanogo ein ähnlich glückliches
Tor wie zu Beginn der Ersten Hälfte. Banovic, nach starker Einzelaktion
nicht attackiert im Mittelfeld, schießt den Ball an den rechten
Pfosten, von wo er, ideal abgebremst von Heerwagens Rücken, vor die Füße
Sanogos fällt. Ein weiterer Gegentreffer, der es in Arnd Zeiglers
Rubrik des "Kacktor des Monats" schaffen könnte.
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Gute, sinn- und wirkungsvolle Wechsel: Karsten Neitzel |
Doch trotz zweier erneuter böser Nackenschläge liess
sich der VfL nicht einschüchtern. Die letzten dreißig Minuten waren
"geil" (K.Neitzel) und erinnerten an beste VfL-Tage. Der VfL war
dominant im Zweikampf, spielte aggressiv nach vorne, rannte, grätschte,
erkämpfte sich jeden Ball. Symbolisch für die Aufholjagd war eine Aktion
von Tasaka unmittelbar vor der Auswechslung Banovic', in der der
Japaner einen längst verlorenen Ball mit einer leidenschaftlichen
Grätsche ins Aus beförderte. Das war der Auftakt für die beeindruckende
Schlussphase, in der Lukas Sinkiewicz defensiv wie offensiv die
spielbestimmende Person war, den Anschluss per Kopf nach Tasaka Ecke
herstellte (73.) und mit Wucht den Weg vorgab. Dass am Ende der
Ausgleich noch fällt, Dedic traf nach Flanke Ortegas (89.), war auch der
Verdienst Karsten Neitzels, der mit den Einwechslungen von eben Ortega
und Iashvili goldrichtige Entscheidungen traf und endlich einmal mit
rechtzeitigen Wechseln dem Spiel neue, spielentscheidende Impulse gab.
Dass
Karsten Neitzel auch beim kommenden Spiel in St.Pauli auf der Bank
sitzt ist jedoch sehr unwahrscheinlich. Der VfL wird aller Voraussicht
nach im Laufe der kommenden Woche einen neuen Cheftrainer präsentieren.
Lothar Matthäus, dem im Stadion ein Banner "Loddar für den VfL"
gewidment wurde, ist aber wohl eher kein Kandidat.
Glück Auf!
VfL Bochum 1848 - FC Energie Cottbus 2:2 (0:1)
0-1 Heerwagen ET 5.
0-2 Sanogo 52.
1-2 Sinkiewicz 73.
2-2 Dedic 89.
Heerwagen
- Rothenbach(59.Ortega), Maltritz, Acquistapace(85.Scheidhauer),
Chaftar - Sinkiewicz - Freier, Tasaka - Goretzka -
Engelbrecht(59.Iashvili), Dedic
Torschüsse: 19 - 14
Ballbesitz(%): 51 - 49
Zweikämpfe(%): 54 - 46
Ecken: 6 - 3
Fouls: 19 - 21
Abseits: 1 - 1
Zuschauer: 9.571
Alter der eingesetzten Spieler(Jahre): 27.1 - 26.9
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