Samstag, 22. Oktober 2011

Bochum quält sich zu Punktgewinn in Karlsruhe

Der VfL Bochum hat sich am Freitagabend im Karlsruher Wildparksstadion einen Punkt hart erarbeitet und steckt weiter im Tabellenkeller der 2.Bundesliga fest. Das 0:0 hilft beiden Mannschaften wenig weiter und lässt einen harten Winter erahnen.

Verletzte sich schwer: Slawo Freier
Während an der Tabellenspitze die Teams nach Belieben punkten ist beim hoch gehandelten VfL Bochum nach wie vor der Wurm drin - und es darf bezweifelt werden, diese Sperre diese Saison noch aus dem Team scheuchen zu können. Das Spiel in Karlsruhe spiegelte den Saisonverlauf des VfL perfekt wieder. Das in gewisser Weise vorhandene Potential ist ansatzweise erkennbar, kann nicht in vollem Umfang ausgeschöpft werden und wird durch die eklatanten Schwächen innerhalb der Mannschaft wieder aufgehoben. Dazu gesellen sich noch Konzentrationsschwächen in der Offensvie wie Defensive, komplettiert von immer wieder auftretenden Verletzungen. Diesmal hat es Slawo Freier schwer erwischt, der von seinem langjährigen Teamkollegen Delron Buckley bereits nach wenigen Sekunden brutal umgetreten wurde und eine schwere Knöchelverletzung davon trug. Dem 32-jährigen Bochumer Urgestein droht bereits die zweite längere Verletzungspause in diesem Kalenderjahr. Im Vergleich zum Januar wiegt der Ausfall diesmal noch weitaus schwerer, war Freier in den letzten Wochen trotz allem wie auch die ebenfalls oft kritisierten Maltritz und Dabrowski auf seiner Position unantastbar und quasi alternativlos. Spieler wie Korkmaz, Saglik und Dedic, die durch Freiers Knieverletzung im Frühjahr an dessen Stelle rechts außen spielen durften sind allesamt weg aus Bochum und wurden nicht ersetzt...

War nicht immer auf der Höhe: 6er Kramer
Zum Spiel: Den Bochumern war zweifelsohne, auch nach der Verletzung Freiers, anzumerken, dass man das Spiel gewinnen wollte. Es klappte auch mit den Torchancen, doch für ein Auswärtsspiel gegen einen mittelmäßig verteidigenden Gegner wurden diese viel zu leicht vergeben. Die größten Chancen vergaben Tese, der anstatt querzulegen zentral auf KSC-Keeper Orlishausen drosch, und Kapitän Dabrowski, mit einem nicht exakt genug platzierten Volley-Schuss. In dieser Phase mitte der 1.Halbzeit hätte man aus Bochumer Sicht das Spiel entscheiden müssen, der KSC konnte sich nur schlecht befreien, der VfL fing die Bälle früh ab und hätte sich die Führung verdient gehabt.
Danach brachten die Bochumer den Gegner aber wieder durch unnötige Fouls, nicht ideal verteidgte Standards und Ungenauigkeiten im Aufbau zurück ins Spiel. Kurz vor der Pause wurde es dann gefährlich, nachdem sich die VfL-Defensive um Christoph Kramer, der wieder einmal zu viele Fehlentscheidungen in seinen Aktionen traf und noch enormes Steigerungspotential besitzt, kurz im Tiefschlaf befand und Alexander Iashvili, ein alter bekannter aus besseren Bundesligazeiten, im Strafraum frei zum Schuss kam, ehe der sehr umsichtige Marcel Maltritz mit einer Grätsche den Ball noch an die Querlatte lenken konnte (44.)

So ging die Partie, die der VfL früh auf die richtige Bahn hätte lenken müssen und dann beinahe komplett gekippt wäre, überraschend torlos in den zweiten Abschnitt.

Spielt eine enttäuschende Runde: Björn Kopplin
Dann waren es die Badener, die schneller zu Chancen kamen. Immer wieder versuchte es der Georgier und beste Karlsruher Iashvili, doch Andreas Luthe rettete in letzter Not per Fußabwehr (49.). Manche Bochumer Spieler brauchten nach eigenen Fehlern zu lange um wieder Sicherheit zu erlangen, Spieler wie Kopplin, der im Mai auch schon bewiesen hatte, Bundesliga spielen zu können, wirken immer noch aus unerklärlichen Gründen extrem gehemmt.

Aber auch in der zweiten Halbzeit hatte der VfL Möglichkeiten dieses Auswärtsspiel für sich zu entscheiden. Man versuchte es immer wieder durch die Mitte, da die Außen wie zuletzt kränkelten und nach Freiers Auswechslung mit Inui und Federico, zwei zentralen Spielern, unpassend, aber wiederum alternativlos besetzt waren. Versuchte der ehemalige Karlsruher Aufstiegsheld und Torschützenkönig (2007) Giovanni Federico noch seine Stelle Rechtsaußen zu halten, obwohl er dort läuferisch nicht mithalten kann, zog Takashi Inui doch immer stärker ins Zentrum, und hatte auch wieder bessere Aktionen. Doch seinen in guter Position heraus geholten Freistoß verarbeitete das in Karlsruhe erstmals in Erscheinung getretene "VfL-Freistoß-4er-Gremium " um Dabrowski, Ostrzolek, Tese und Federico, wie schon bei einer Situation in Halbzeit eins, unzureichend. Fraglich, ob sich diese Freistoßvarianten langfristig behaupten können.

War diese Chance noch dahin hätte Inui, der keine Standards treten durfte, nach Ballverlust KSC und schneller Weiterleitung Ginczeks (kam für Freier), selbst treffen können, doch der Japaner zeigte Nerven und zielte zu zental, der Nachschuss von Landsmann Tese war ebenfalls zu inkonsequent (69.). Und Inui wurde eine weitere gute Torchance verwehrt, da Federicos gut angesetzter Querpass Richtung Inui gerade noch von KSC-Verteidiger Aquaro abgefangen werden konnte.

Am Ende hatte der VfL sein Pulver verschossen, speziell nach der Auswechslung Dabrowskis, für den die Karlsruher Spieler gelb-rot forderten, wurde es hinten nochmal gefährlich. Die Karlsruher kamen noch zu guten Chancen, die beste Möglichkeit vergab Gaetan Krebs, der den von Luthe abgeprallten Ball aus vier Metern über das leere Tor hämmerte. Vorausgegangen war wieder mal ein Sekundenschlaf auf der rechten Seite, als plötzlich Kopplin nach Einwurf KSC falsch gegen Iashvili stand, dessen Flanke Lavric' Kopf fand und nur durch Luthes hervorragender Reaktion und Krebs' Unfähigkeit nicht in der Bochumer Niederlage endete.

Kurz vor Ende wechselten die Bochumer noch Lukas Sinkewicz ein, um Marcel Maltritz im Kopfballspiel zu entlasten, der eine tadellose Partie spielte aber körperlich im Luftkampf gegen Lavric chancenlos war und gegen Spielende dieses probate Mittel vom KSC vermehrt eingesetzt wurde.

Die Bochumer "retteten" somit zum Schluss hin den Punkt über die Zeit, hätten aber das Spiel frühzeitig für sich entscheiden können. Man ist defensiv nach wie vor wenig sicher aufgestellt, im Vergleich zu Ingolstadt hat sich nur die Anwesenheit Maltritz geändert, von einem soliden Defensivspiel  ist man derzeit genauso weit wie vom Aufstieg entfernt. Jahre.


Am Dienstag geht es schon wieder im Süden der Republik weiter, das für den VfL finanziell so bedeutsame Spiel gegen Ex-Coach Heiko Herrlich in Unterhaching steht an. Für den VfL geht es um viel: Können sich die Spieler einerseits gegen ihren ungeliebten Ex-Trainer beweisen, hat der Verein die Möglichkeit, mit nicht einkalkulierten Zusatzeinnahmen bei Erreichen der 3.Pokalrunde die drohenden Verluste für weitere Zweitliga-Jahre etwas zu mindern und sich mit einem dann vielleicht folgendem attraktiven Los wieder etwas ins Blickfeld des Deutschen Fußballs zu spielen.



Karlsruher SC - VfL Bochum 1848   0:0



Luthe - Kopplin, Maltritz, Acquistapace, Ostrzolek - Dabrowski(74.Toski), Kramer - Freier(13.Ginczek), Inui(88.Sinkewicz), Federico - Tese


Torschüsse: 12 - 14
Ballbesitz(%): 50 - 50
Zweikämpfe(%): 51 - 49
Ecken: 7 - 4
Fouls: 20 - 22
Abseits: 4 - 1
Laufleistung(km): 107.76 - 109.13

Meiste Torschüsse: Tese, 4
Meiste Ballkontakte: Kopplin, 73
Meiste Fehlpässe: Federico, 12!

Zuschauer: 12.327

Der VfL befindet sich weiterhin auf Tiefflug

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